(ots) - Großes Gepolter, kleine Schritte
Die beste Krise, die wir je hatten: Wer so etwas über die
Situation in Europa zu sagen wagt, muss ein besonders gutes
Nervenkostüm haben. Es war der finnische Europa-Minister Alex Stubb,
der gestern als Querdenker auffiel. Seine Logik: Weil die Krise so
existenziell ist, zwingt sie zu schwierigen, aber notwendigen
Entscheidungen. Wobei er gleichzeitig davon ausgeht, dass ebendiese
Krise uns noch das ganze Jahrzehnt beschäftigen wird, übertriebenen
Optimismus kann man ihm also nicht vorwerfen. Er fällt eher durch
Realitätssinn auf.
Europa muss sich neu erfinden, aber sicher nicht bei diesem
EU-Gipfel. Und auch nicht beim nächsten. Für die großen Fragen
braucht es mehr Zeit, die vorerst für großes Gepolter zwischen den
Gipfelteilnehmern draufgeht. Italien und Spanien beschwören eine
baldige Katastrophe herauf, sollte ihnen nicht sofort geholfen
werden, Deutschland, respektive Merkel, bleibt stur. Solche akut
aufbrechenden Konflikte lassen keinen Spielraum für Debatten über
langfristige Handlungsmöglichkeiten, da bleibt "die beste Krise, die
wir je hatten", weit hinter ihren Möglichkeiten zurück.
Immerhin ist deutlich geworden, dass Merkel so einsam gar nicht
dasteht. Wenn sich auch der große Verbündete Frankreich distanziert,
Finnen und Niederländer demonstrierten Einigkeit mit der Kanzlerin.
Das kann helfen, festgefahrene Sichtweisen zu überdenken. Und somit
in der großen Krise ein kleines Stück voranzukommen.
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