(ots) - Heuchler
Über Kritik lässt sich nicht streiten, aber einigen Kritikern ist
nach dem Aus der deutschen Elf der Gaul durchgegangen. Deutschland
hat ein Halbfinale gegen Italien verloren - das ist keine nationale
Katastrophe, es rechtfertigt nicht Häme und Spott, Schimpf und
Schande.
Am wildesten galoppiert die "Bild"-Zeitung über alle Regeln des
journalistischen Anstands hinweg. "Uns stoppt keiner mehr", stammelte
das Blatt nach dem Griechenland-Spiel, jetzt schmäht es die Spieler
als Memmen, Versager und Wohlstandsjünglinge.
Wenn es nur die übliche Schwarz-Weiß-Malerei wäre, in der die
Zeitung über Fußball "berichtet", wäre es keine Erwähnung wert. Doch
deutlich wird an der maßlosen Pauschal-Schelte, dass man sich bei
"Bild" ärgert, keinen Einfluss mehr auf die Nationalmannschaft zu
haben. Früher mobbte man Trainer aus dem Amt, machte den eigenen
Star-Kolumnisten zum Bundestrainer und hatte Informanten im Team.
Doch mit dieser Informationskorruption ist es vorbei, seit 2004
Jürgen Klinsmann und Joachim Löw die Nationalmannschaft reformierten.
Seitdem wird jeder Zugriff der "Bild"-Leute verhindert. Deshalb wird
jetzt der Angriff auf Löw gestartet.
Dem hat "Bild" freundlicherweise eine Schonfrist eingeräumt; so
direkt traut man sich doch nicht, den Rücktritt eines Trainers zu
fordern, der viermal ins Halbfinale einzog. Aber wehe, Löw holt 2014
nicht endlich den Titel . . .
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