(ots) - Die Stadtwerke Düsseldorf bauen auf ihrem
Gelände auf der Lausward, im Hafen gelegen, das effizienteste
Erdgaskraftwerk der Welt: Mit einer Effizienz von über 61 Prozent für
die reine Stromerzeugung und rund 85 Prozent für die
Kraft-Wärme-Kopplung wird es besonders klimaschonend arbeiten.
"Geplant ist, dass das neue Erdgaskraftwerk nach einer Bauzeit von
etwa 32 Monaten im Jahr 2016 in den kommerziellen Betrieb startet.
Wir werden dann Düsseldorf nicht nur besonders umweltschonend mit
Strom und Fernwärme versorgen, sondern durch die Leistungsfähigkeit
des neuen Kraftwerks in der Lage sein, die Stadt sicher mit Energie
zu versorgen. Damit wird eines der wichtigsten Projekte der
Stadtwerke Düsseldorf vollendet sein", so Dr. Udo Brockmeier,
Vorstandsvorsitzender der Stadtwerke Düsseldorf. Friedrich G. Conzen,
Bürgermeister der Landeshauptstadt Düsseldorf, kommentiert die
Bedeutung für die Stadt: "Das Projekt verdeutlicht, dass unser Ziel -
die 'klimaneutrale Stadt' im Jahr 2050 - erreichbar ist. Für einen
Wirtschaftsstandort wie Düsseldorf hat die Versorgungssicherheit eine
besondere Bedeutung. Zudem schützt uns das Kraftwerk ein Stück weit
vor möglichen zukünftigen Turbulenzen auf den Rohstoff-
beziehungsweise Energiemärkten". Hans-Peter Villis,
Aufsichtsratsvorsitzender der Stadtwerke Düsseldorf und
Vorstandsvorsitzender des Hauptgesellschafters EnBW, betont: "Der
Neubau des Kraftwerks ist wichtig für das Gelingen der Energiewende,
erhöht die Versorgungssicherheit durch klimaschonende Stromerzeugung
vor Ort und stärkt die wirtschaftliche Zukunftsfähigkeit der
Stadtwerke Düsseldorf. Als Hauptgesellschafter der Stadtwerke
Düsseldorf freuen wir uns, dass diese Großinvestition nun gemeinsam
und auch mit Unterstützung der Landeshauptstadt Düsseldorf umgesetzt
wird. Die Energiewende kann nur gelingen, wenn mutig und mit
Weitblick in die Energie der Zukunft investiert wird. Für diese
Zukunft stehen die Stadtwerke Düsseldorf und die EnBW gleichermaßen."
Nachdem Ende Mai der Vertrag zwischen den Stadtwerken Düsseldorf
und Anlagenbauer Siemens unterschrieben und Ende Juni durch den
Aufsichtsrat der Stadtwerke Düsseldorf die Lieferfreigabe beschlossen
wurde, wird Mitte 2013 das Baufeld an Siemens übergeben. Bis dahin
laufen unter anderem Arbeiten zur Baufeldfreimachung sowie
umfangreiche Leitungsverlegungen. Der Höhepunkt der Bauphase wird für
Sommer 2014 erwartet: Dann wird die rund 440 Tonnen schwere
Gasturbine per Schiff zur Lausward geliefert. Geplant ist, dass im
Frühjahr 2015 das erste Zünden der Gasturbine erfolgt.
Das Kraftwerk hat eine Leistung von rund 595 Megawatt (MW). Zum
Vergleich: Die für die Versorgung Düsseldorfs benötigte Leistung
schwankt zwischen 260 und 750 MW. Durch die Nutzung der vorhandenen
Wärmeenergie für das Fernwärmenetz der Stadt Düsseldorf wird die
Effizienz der Anlage weiter gesteigert. Auch in diesem Fall wird ein
neuer Weltrekord angestrebt: Nie zuvor konnten aus einem einzigen
Kraftwerksblock mit einer Gasturbine 300 Megawatt Fernwärme in
Kraft-Wärme-Kopplung ausgekoppelt werden. Damit können selbst bei
Temperaturen unter null Grad 30.000 Kundinnen und Kunden CO2-neutral
mit Wärme versorgt werden. Der Gesamtnutzungsgrad des Brennstoffs
Erdgas steigt damit auf rund 85 Prozent. Die Höchstlast der Fernwärme
beträgt in Düsseldorf zurzeit 400 Megawatt, womit rechnerisch mehr
als 40.000 Haushalte mit Fernwärme versorgt werden können.
In der Anlage wird eine besondere Gasturbine - das Modell
SGT5-8000H - zum Einsatz kommen, die im Februar dieses Jahres mit dem
Innovationspreis der deutschen Wirtschaft ausgezeichnet wurde. Sie
kann in einem sogenannten "Schnellstart" in nur zehn Minuten bis zu
350 Megawatt leisten und wiegt mehr als ein großes Passagierflugzeug.
"Die Energiewende in Deutschland erfordert eine ganze Reihe von
Maßnahmen, die perfekt ineinandergreifen müssen. Hocheffiziente
GuD-Kraftwerke ersparen der Umwelt große Mengen an Treibhausgasen und
können schnell und flexibel Erzeugungsschwankungen bei Erneuerbaren
Energien ausgleichen", beschreibt Dr. Roland Fischer, CEO der
Division Fossil Power Generation bei Siemens Energy, die Turbine und
zieht einen sportlichen Vergleich: "Die SGT5-8000H hat die gleiche
Leistung wie 1.200 Sportwagen."
Durch den hohen Wirkungsgrad wird ein CO2-Ausstoß von weniger als
330 Gramm pro Kilowattstunde erreicht. Bezogen auf den
Emissionsdurchschnitt der weltweiten Stromerzeugung spart jedes neue
Kraftwerk dieser Bauart jährlich rund 700.000 Tonnen Kohlendioxid bei
einer angenommenen Anzahl von 5.000 Volllaststunden pro Jahr. Zum
Vergleich: Das entspricht etwa dem Ausstoß von 350.000 Pkw mit einer
jährlichen Fahrleistung von 15.000 Kilometern. Nicht nur deswegen
kann die Gas- und Dampfturbinen (GuD)-Anlage als ideale
Brückentechnologie bezeichnet werden, sondern auch hinsichtlich ihrer
langfristigen Perspektive: Der neue GuD-Block F - Block "Fortuna" -
kann kurzfristig auf einen Brennstoffwechsel bzw. auf verschiedene
Gasqualitäten eingestellt werden, ohne dass Anlagenleistung und
Wirkungsgrad sich wesentlich ändern. So könnte auch methanisierter
Wasserstoff zum Einsatz kommen, der sogar über die bestehenden
Gasleitungen transportiert werden könnte - gegebenenfalls noch
gemischt mit Erdgas oder aufbereitetem Biogas. "Das neue Kraftwerk
könnte theoretisch durch den Brennstoffwechsel ein 'zweites Leben'
als Erneuerbare-Energien-Anlage bekommen", so Brockmeier weiter.
Bei dem Projekt werden einige technische Neuerungen zum Einsatz
kommen. Neben der verbesserten Effizienz der eingesetzten Komponenten
unterstützt die Gesamtanlage des Typs SCC5-8000H 1S die
höchstmögliche Dampfentnahme bei äußerst geringen Stromverlusten.
Aber nicht nur die primäre Produktion von Strom und Wärme wurde
optimiert. Auch ein Kraftwerk ist eine Produktionsanlage mit eigenem
Bedarf an Strom und Wärme. Hier galt es, weitere Effizienpotenziale
zu heben, zum Beispiel durch den Einsatz verbrauchsoptimierter Pumpen
und Motoren.
Die neue Anlage wird Düsseldorf auch in "Extremfällen" mit Strom
versorgen können: Block "Fortuna" wird - in Verbindung mit dem
Gasturbinenkraftwerk in Düsseldorf-Flingern - ein sogenanntes
schwarzstartfähiges Kraftwerk sein. Falls die Stromversorgung bundes-
oder sogar europaweit zusammen bricht und die Kraftwerke für ihren
Eigenbedarf selbst keinen Strom mehr aus dem Netz beziehen können,
spricht man von einem Schwarzfall. Die technischen Anlagen der
Stadtwerke Düsseldorf würden dann in der Lage sein, selbständig zu
starten und ausgehend von der Stadt Düsseldorf die Stromproduktion
wieder aufzunehmen.
Das Erscheinungsbild des Kraftwerks soll bis Herbst 2012
feststehen. Dann sollen die Ergebnisse aus einem
Gestaltungswettbewerb technisch und finanziell ausgewertet sein.
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