(ots) - Anlässlich der Übernahme der
EU-Ratspräsidentschaft durch Zypern fordern der NABU und sein
Dachverband BirdLife den Mittelmeerstaat auf, seine massive
Zugvogeljagd zu beenden und damit geltendes EU-Recht einzuhalten.
"Jedes Jahr verenden auf Zypern fast drei Millionen Zugvögel, weil
bestimmte Vogelarten in Restaurants als angebliche Delikatesse auf
dem Tisch landen", erklärte NABU-Präsident Olaf Tschimpke. Dabei
werden im Mittelmeerstaat sowohl Leimruten als auch engmaschige, so
genannte Japannetze zur Jagd eingesetzt, die nach EU-Recht
(Vogelschutzrichtline, 2009/147/EC) und zyprischem Recht (N.
152(I)/2003) zur Jagd verboten sind.
"Zypern hat sich mit dem Beitritt zur Europäischen Union im Jahr
2004 dazu verpflichtet, die EU-Vogelschutzrichtlinie umzusetzen. Doch
davon ist das Land noch weit entfernt", kritisierte Tschimpke. Der
NABU appellierte deshalb an Bundesumweltminister Peter Altmaier, das
Thema bei den anstehenden Arbeitstreffen auf EU-Ebene anzusprechen
und auf eine effektive Durchsetzung des Gesetzes in Zypern zu
drängen.
BirdLife Cyprus, die Partnerorganisation des NABU in Zypern, führt
seit 2002 ein Monitoring des illegalen Vogelfangs durch. Demnach
wurden allein im Jahr 2011 bis zu 2,8 Millionen Vögel auf der Insel
getötet. Obwohl die Vogelfänger es lediglich auf einige Dutzend Arten
abgesehen haben, werden regelmäßig mehr als 150 Vogelarten, darunter
78 gefährdete, gefangen. So sterben in Zypern in großer Zahl
Mönchsgrasmücken, Rotkehlchen und Nachtigallen, aber auch seltene
Vögel wie Wiedehopfe oder Bienenfresser. Denn in den zur Jagd
eingesetzten, nach EU-Vogelschutzrichtlinie verbotenen, Netzen und
Leimruten verfangen sich sämtliche kleinere Vogelarten. "Diese
illegalen Fangmethoden führen zu einem Vogelmord riesigen Ausmaßes.
2,8 Millionen tote Zugvögel haben zudem erhebliche Auswirkungen auf
jene Arten, die wir als Brutvögel in Deutschland mit großem Aufwand
zu schützen versuchen", so Tschimpke.
Der Zugvogelfang auf Zypern ist inzwischen ein profitables
Geschäft, das in großen Teilen durch eine Mafia kontrolliert wird.
Jedes Jahr verdienen die Profiteure mehrere Millionen Euro durch den
illegalen Verkauf gefangener Vögel an Restaurants, wo diese als
"traditionelle Delikatesse" unter dem Namen "Ambelopoulia" angeboten
werden. "Hier sind dringende und durchgreifende Maßnahmen nötig. Wir
appellieren daher an Bundesminister Altmaier, diesen Skandal im
Rahmen seiner anstehenden Gespräche mit der EU-Ratspräsidentschaft zu
thematisieren und die zyprische Regierung aufzufordern, ihre
Verpflichtungen für das europäische Naturerbe wahrzunehmen", so
NABU-Präsident Tschimpke.
Der Stopp der illegalen Vogeljagd ist eine der zentralen
Forderung, die der NABU an die zyprische EU-Ratspräsidentschaft
richtet. Die vollständigen Forderungen von BirdLife International,
dem Dachverband des NABU, unter:
www.nabu.de/themen/naturschutz/eunaturschutz/eu-ratspraesidentschaft
Pressekontakt:
Lars Lachmann, NABU-Vogelschutzexperte, Tel.: 030-284984-1620, mobil:
0172-9108275