(ots) - Der Themenbereich Euro- und Schuldenkrise
beschäftigt die Menschen immer mehr: Mit 54 Prozent ist es nach
Meinung der Befragten aktuell das mit weitem Abstand wichtigste
politische Thema in Deutschland (Juni: 41 Prozent; Mai: 33 Prozent).
Dabei spricht sich mit 61 Prozent eine deutliche Mehrheit dagegen
aus, dass den Ländern unter dem Euro-Rettungsschirm mehr Zeit
eingeräumt wird, um die vereinbarten Sparziele zu erreichen (dafür:
31 Prozent; weiß nicht: 8 Prozent). Dies wird in allen
Parteianhänger-Gruppen mehrheitlich so gesehen, wobei die Anhänger
der Piraten (74 Prozent) und die der Union (63 Prozent) am häufigsten
gegen eine solche Lockerung der Vorgaben sind.
Weiterhin werden auch so genannte Eurobonds, also gemeinsame
Anleihen der Euro-Länder, und damit auch eine gemeinsame Haftung für
solche Schulden, abgelehnt. Auch eine zukünftig denkbare gemeinsame
Fiskalpolitik der Euro-Länder ändert daran nicht viel: Ganz allgemein
sprechen sich 12 Prozent für Eurobonds aus, weitere 24 Prozent wären
nur dann für Eurobonds, wenn es eine gemeinsame Fiskalpolitik gäbe,
an die sich die einzelnen EU-Länder halten müssten. Aber 51 Prozent
aller Befragten sprechen sich grundsätzlich gegen Eurobonds aus -
unabhängig von einer gemeinsamen Fiskalpolitik (weiß nicht: 13
Prozent).
Nach dem jüngsten EU-Gipfel gab es von verschiedenen Seiten Kritik
an Angela Merkel. Trotz dieser Kritik hat die Zufriedenheit mit ihrer
Euro-Krisenpolitik etwas zugenommen: Jetzt sagen 63 Prozent aller
Deutschen (Mai: 60 Prozent), sie mache ihre Arbeit beim Thema Euro
"eher gut", und "eher schlecht" meinen nur noch 28 Prozent (Mai: 30
Prozent). Den Vorwurf des Bundespräsidenten, sie erkläre ihre
Euro-Politik nicht ausreichend, halten allerdings 57 Prozent für
berechtigt und nur 33 Prozent sehen das nicht so (weiß nicht:
10Prozent).
Die Drohung des CSU-Vorsitzenden Horst Seehofer, dass die CSU bei
weiteren finanziellen Zugeständnissen beim Euro die Bundesregierung
verlassen wird, glauben ihm nur 14 Prozent und 82 Prozent nehmen die
Drohung nicht ernst (weiß nicht: 4Prozent).
In der Politbarometer-Projektion hat der Vorsprung der Union vor
der SPD wieder deutlich zugenommen: Wenn am nächsten Sonntag
Bundestagswahl wäre, käme die CDU/CSU auf 36 Prozent (plus 2),
während die SPD nur noch 30 Prozent erreichte (minus 2). Die FDP
würde mit 4 Prozent (minus 1) momentan an der 5 Prozent-Hürde
scheitern, die Linke könnte sich auf 6 Prozent verbessern (plus 1).
Die Grünen blieben unverändert bei 13 Prozent und die Piraten bei 7
Prozent. Die sonstigen Parteien erhielten zusammen 4 Prozent
(unverändert). Damit hätte weiterhin weder die amtierende
Regierungskoalition noch eine rot-grüne Koalition eine
parlamentarische Mehrheit.
Von den zehn wichtigsten Politikerinnen und Politikern erhält
jetzt Angela Merkel wieder die beste Bewertung: Auf der Skala von +5
bis -5 kommt sie auf einen Durchschnittswert von 2,0 (Juni: 1,7).
Knapp dahinter, auf Platz zwei, liegt Hannelore Kraft mit 1,9 (Juni:
1,7). Auf Platz drei bis fünf folgen unverändert mit jeweils 1,4 und
nur mit Unterschieden im Hundertstelbereich Wolfgang Schäuble, Peer
Steinbrück und Frank-Walter Steinmeier. Danach kommen mit deutlichem
Abstand Sigmar Gabriel mit 0,7 (Juni: 0,5), Ursula von der Leyen mit
unveränderten 0,6 sowie Horst Seehofer mit 0,5 (Juni: 0,4). Im
Negativbereich bleiben Guido Westerwelle mit minus 1,0 (Juni: minus
1,1) und Philipp Rösler mit unveränderten minus 1,4.
Noch nie war die Geburtenrate in der Bundesrepublik so niedrig wie
zurzeit. Damit in Deutschland wieder mehr Kinder zur Welt kommen,
glauben 38 Prozent, insbesondere würde ein verbessertes
Ganztagsbetreuungsangebot helfen, lediglich 26 Prozent meinen, das
würde nicht viel bringen. Eine Aufstockung der finanziellen Förderung
für Familien halten nur 29 Prozent für sehr hilfreich, aber 37
Prozent glauben, dass das kaum etwas bewirken würde. Ähnlich
skeptisch sind die Befragten, wenn es um die Auswirkung von mehr
Teilzeitarbeitsplätzen auch für qualifizierte Tätigkeiten geht: Auch
hier glauben nur 28 Prozent, dass das viel zum Anstieg der
Geburtenrate beitragen könnte, aber 35 Prozent versprechen sich davon
kaum etwas (Rest zu 100 Prozent jeweils "hilft ein wenig" bzw. "weiß
nicht"). Mit der Situation bei der Kinderbetreuung in Deutschland
sind nur 52 Prozent der Befragten, die Kinder unter zwölf Jahre
haben, zufrieden und fast genauso viele (47 Prozent) sind
unzufrieden.
Und selten war die Meinung der Menschen so eindeutig wie zum neuen
Meldegesetz, das der Bundestag beschlossen hat: 97 Prozent sind
dagegen, dass die Meldeämter ohne Zustimmung der Betroffenen
Adressdaten verkaufen dürfen.
Die Umfragen zum Politbarometer wurden wie immer von der
Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen durchgeführt. Die Interviews
wurden in der Zeit vom 10. bis 12. Juli 2012 bei 1255 zufällig
ausgewählten Wahlberechtigten telefonisch erhoben. Die Befragung ist
repräsentativ für die wahlberechtigte Bevölkerung in Deutschland. Der
Fehlerbereich beträgt bei einem Parteianteil von 40 Prozent rund +/-
drei Prozentpunkte und bei einem Parteianteil von 10 Prozent rund +/-
zwei Prozentpunkte. Daten zur politischen Stimmung: CDU/CSU: 38
Prozent, SPD: 32 Prozent, FDP: 2 Prozent, Linke: 6 Prozent, Grüne: 14
Prozent, Piraten: 7 Prozent. Das nächste Politbarometer sendet das
ZDF am Freitag, 24. August 2012.
Fotos sind erhältlich über die ZDF-Pressestelle, Telefon: 06131 -
70-16100, und über http://bilderdienst.zdf.de/presse/politbarometer
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