(ots) - Schon wieder ein selbst ernannter "Terminator".
Schon wieder eine kranke Seele, die sich in der Rolle des einsamen
Rächers gefällt; verkleidet wie ein Bösewicht aus der Illusionsfabrik
Hollywood. Nur 20 Meilen entfernt von Littleton, einem anderen
Schauplatz der nicht enden wollenden amerikanischen Amok-Tragödien,
hat ein 24-Jähriger den Schauplatz der Fiktion zum Ort der realen
Katastrophe gemacht. James Holmes suchte sich den amerikanischsten
Ort für Zerstreuung aus, um der Welt seinen Namen einzustanzen: das
Kino. "Bad Man" statt "Batman". Was für eine zynische
Selbststilisierung. Es wird jetzt wieder die Debatte losgehen. Ãœber
charakterlich ungefestigte, junge Männer im Medienzeitalter, die ihre
übermächtig gewordenen inneren Energien in den Reflexionen des Kinos
über Gewalt wiedererkennen. Bis Überdruss und Selbsthass so groß
werden, dass ihnen der blutige Ausbruch in die Wirklichkeit als
einzige Lösung erscheint. Auch werden wieder die bekannten Stichworte
fallen: Soziale Ausgrenzung, psychische Krankhaftigkeit, Verführung
durch Computerspiele und allüberall leicht verfügbare
Gewaltdarstellung. Aber es wird wie immer sein: Einfache Erklärungen
funktionieren nicht. Welche Lehren wird Amerika nun ziehen? Wird es
seine menschenfeindlich laxen Waffengesetze ändern? Leider nein. Es
ist Wahlkampf in Amerika. Und die zwar einfühlsame, gleichwohl
politisch inhaltsleere Trauerrede, die Präsident Obama gestern
spontan hielt, zeigt, was das bedeutet. Niemand von Rang und Namen
bei Demokraten wie Republikanern wird sich ernsthaft trauen, das in
der Verfassung verbriefte Recht auf Waffenbesitz wirklich nachhaltig
einzuschränken. Vernunft ist nicht mehrheitsfähig. Dabei wäre das
Blutbad im Kino Anlass genug für eine tiefe Selbstprüfung. Nie war
ein heilsamer Schock für Amerika wichtiger als heute.
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