(ots) - Optionen ohne Griechenland
Es ist mehr als eine Drohkulisse, die der Währungsfonds und die
Geberländer aufbauen. Sie reden von einem realistischen Szenario,
vielleicht sogar von der einzigen Möglichkeit, die Euro-Zone
insgesamt vor dem Kollaps zu bewahren. Wenn also die Griechen mit
ihrem Sparkurs zaudern, fliegen sie raus. Dass die Verträge dies
formal nicht zulassen, wird zur Fußnote: Dreht der Norden den
Geldhahn ab, hat Athen keine andere Wahl, als es auf eigene Faust zu
versuchen.
Sollte es so weit kommen, hieße das nicht, dass die bisherigen
Milliarden vergeblich flossen. Erstens waren die Euro-Länder zur
Hilfe verpflichtet. Zweitens haben sie auf diese Art Zeit gewonnen.
Staaten und Wirtschaft haben sich auf praktische Fragen vorbereitet.
Was passiert etwa mit Abkommen, die Zahlungen in Euro vorsehen? Oder
in denen gar keine Währung genannt ist, weil der Euro als Grundlage
ganz selbstverständlich erschien? Und wie lassen sich Spanien und
Italien absichern, wenn die Griechen gehen?
Anwälte durchpflügten dafür im Verborgenen die internationalen
Verträge. Und die europäischen Parlamente haben den dauerhaften
Rettungsschirm ESM sowie den Fiskalpakt aus der Taufe gehoben. Beide
Werke sind im Kern nicht für die Griechen gedacht, sondern für
Rest-Europa. Auch deshalb blickt die Politik so frustriert nach
Karlsruhe. Der Schirm sollte im Juli stehen, womit die Bahn frei wäre
für Optionen ohne Griechenland. Die Hoffnung ist, dass die gekappte
Last den Kahn dann nicht weiter in die Tiefe zieht. Aber das
Verfassungsgericht lässt sich viel Zeit.
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