(ots) - Reporter ohne Grenzen kritisiert die Zensurversuche
der chinesischen Behörden nach den Überschwemmungen vom Wochenende.
Bei dem Unwetter waren landesweit mehr als 95 Menschen ums Leben
gekommen. Nach heftiger Kritik am Krisenmanagement der Behörden in
Peking ließen diese kritische Kommentare aus Online-Medien und Blogs
entfernen und forderten Journalisten auf, nur noch gute Nachrichten
zu verbreiten.
Unmittelbar nach der Katastrophe hatten Betroffene im Internet
Hilfe und Spenden organisiert. Vor allem über den chinesischen
Microblog-Dienst Sina Weibo, das chinesische Pendant zu Twitter,
hatten sie in kürzester Zeit ein Solidaritätsnetzwerk aufgebaut und
so versucht, die Untätigkeit der Behörden zu kompensieren. Mehrere
chinesische Zeitungen hatten das marode Abwassersystem der Stadt
kritisiert, etliche Leser machten ihrem Ärger im Internet Luft.
Der Pekinger Propaganda-Chef Lu Wei betonte daraufhin die
Notwendigkeit, die öffentliche Meinung "stabil" zu halten und wies
Journalisten an, nur noch über Errungenschaften zu berichten, die
"Lob und Tränen" wert seien, etwa über Heldentaten der
Rettungskräfte. Das meldete die Zeitung Jinghua Shibao am Dienstag.
Kritische Kommentare auf Microblog-Diensten wie Sina Weibo
verschwanden oder wurden gelöscht. Nutzer, die Inhalte nicht selbst
entfernten, erhielten keinen Zugang mehr zu den entsprechenden
Seiten.
Nicht mehr abrufbar ist unter anderem ein Bericht des Bloggers Li
Chengpeng, in dem er die Frage stellte, warum bei den zögerlich
eingeleiteten Rettungsaktionen nur zivile Autos gesichtet wurden,
obwohl die Pekinger Behörden im vergangenen Jahr 6 Milliarden Yuan
(ca. 766 Millionen Euro) für Dienstfahrzeuge ausgegeben hätten. Die
englische Ãœbersetzung seines Beitrags findet sich unter:
http://bit.ly/NGHiqD.
Reporter ohne Grenzen zählt den chinesischen Staat zu den größten
Feinden des Internets weltweit (http://bit.ly/QNsQQZ). Auf der
jährlichen ROG-Rangliste der Pressefreiheit steht China unter den
repressivsten Staaten auf Platz 174 von 179.
Weitere Informationen in englischer Sprache finden Sie unter:
http://bit.ly/PxGxl6
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Reporter ohne Grenzen
Ulrike Gruska
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