(ots) - Wie ein winziges Federbällchen sah das
Schreiadler-Küken noch Mitte Juni aus. Jetzt ist der Jungvogel ein
verfressener "Halbstarker", der sein Gewicht in den letzten sechs
Wochen fast um das 20fache gesteigert hat. Gierig hat er die Nahrung
verschlungen, die die Altvögel ihm servierten: Frösche und Kröten,
Mäuse und Maulwürfe. "Seit Wochen beobachten wir gespannt die
Entwicklung des Schreiadlerkükens", sagt Dr. Andreas Kinser,
Koordinator des Schreiadler-Schutzprogramms der Deutschen Wildtier
Stiftung. "Gemeinsam mit vielen Schreiadlerfans in ganz Deutschland
warten wir nun auf die ersten Flugversuche, die die Live-Kamera im
lettischen Naturreservat Teici direkt ins Internet überträgt
(www.DeutscheWildtierStiftung.de)." Ãœbrigens, wer genau hinsieht,
entdeckt auch den Kennring, der dem Jungvogel vor einigen Tagen von
unserem Projektpartner in Lettland, Dr. Ugis Bergmanis, angelegt
wurde.
Mittlerweile hat der Nachwuchs des extrem seltenen Greifvogels
seinen Küken-Bonus verloren. Er ist nur noch wenig kleiner als die
Altvögel und lediglich seine weißen Federspitzen verraten noch den
Jungvogel. "Im August muss er fleißig Flugübungen anstellen und
Reserven anlegen, denn im September begibt er sich auf die lange und
gefährliche Reise ins 10.000 Kilometer entfernte Winterquartier im
südlichen Afrika", sagt Dr. Kinser. Dabei droht ihm Gefahr durch
illegalen Abschuss. Besonders in der Südtürkei, in Syrien, dem
Libanon und in Nordägypten gilt das Töten eines Greifvogels nach wie
vor als Statussymbol, ein Beweis falsch verstandener Männlichkeit.
In Deutschland sind Schreiadler nicht zuletzt durch die illegale
Jagd auf dem Zugweg vom Aussterben bedroht. Ursache sind aber vor
allem die Intensivierungen in der Land- und Forstwirtschaft. In einem
Modellprojekt, das durch das Bundesamt für Naturschutz (BfN) mit
Mitteln des Bundesumweltministeriums gefördert wird, erprobt die
Deutsche Wildtier Stiftung derzeit, wie das Angebot an Beutetieren in
den Schreiadler-Lebensräumen erhöht werden kann. "Die Schutzmaßnahmen
werden jedoch erst dann großflächig greifen, wenn die
Artenschutzprogramme ein wirtschaftliches Interesse bei den
Landbewirtschaftern wecken", so Kinser. Denn nur in Kooperation mit
den Grundeigentümern und Bewirtschaftern der Wälder und des
Offenlandes wird der "Pommernadler" in Deutschland wieder eine
Zukunft haben.
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