PresseKat - OTC-Derivate-Regulierung: Marktteilnehmern läuft die Zeit davon

OTC-Derivate-Regulierung: Marktteilnehmern läuft die Zeit davon

ID: 692471

(ots) - Die neuen Regeln zur stärkeren Kontrolle des
Handels und der Abwicklung von außerbörslichen Derivaten, so
genannten OTC-Derivaten, konkretisieren sich. Die Marktteilnehmer wie
Banken, Kapitalanlagegesellschaften und Versicherungen wissen nun
genauer, welcher Aufwand sie für die Umsetzung erwartet. Trotz der
durch die Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (ESMA)
veröffentlichten Einzelheiten verhält sich eine Vielzahl der
Marktteilnehmer abwartend, wie Marktbeobachtungen von Steria Mummert
Consulting ergeben. Viele Finanzinstitute zögern mit der konkreten
Umsetzung, weil einige Vorschriften der European Market
Infrastructure Regulation (EMIR) im letzten Moment noch geändert
werden könnten.

Die ESMA hat bisher in zwei Konsultationspapieren
Durchführungsdetails zur Überwachung des OTC-Derivate-Handels
veröffentlicht. Das Papier vom 25. Juni 2012 weist bereits eine hohe
Detailtiefe auf. Die Marktteilnehmer verfügen nun über genaue
Vorgaben, wie sie Clearing-Dienstleister, so genannte Central
Counterparties (CCPs), für die Verrechnung der Geschäfte auswählen.
"Der organisatorische Aufwand für die Anpassung der Abläufe für das
zentrale Clearing ist enorm. Zudem ist der Clearingmarkt durch die
Regulierung stark in Bewegung. Die Marktteilnehmer müssen regelmäßig
prüfen, welche CCP-Anbindungen für sie sinnvoll sind und ob sich
nicht ein Third-Party-Clearing besser eignet. Viele Händler müssen
sich diesen Marktüberblick erst verschaffen", sagt Jens Schuback,
Experte für OTC-Derivate bei Steria Mummert Consulting.

Darüber hinaus sind die betroffenen Derivate-Händler gefordert,
eigens Abwicklungsstandards zur Meldung sämtlicher
Derivate-Transaktionen einzuführen. Dies und der enorme Detailaufwand
zur Erstellung der Meldung machen die Umsetzung zu einem Kraftakt.




"Die erforderlichen Daten müssen teilweise aus verschiedenen Systemen
zusammengetragen werden. Allein das Implementieren der Schnittstellen
mit den Transaktionsregistern, die für den OTC-Derivate-Handel
ebenfalls notwendig werden, kann inklusive Testen mehrere Monate
dauern", so Schuback.

Wenn die Marktteilnehmer die Auflagen pünktlich erfüllen wollen,
müssen sie schnellstmöglich mit der Umsetzung beginnen. Wegen der
Auswirkungen entlang der gesamten Prozesskette ist der
Abstimmungsbedarf unter den verschiedenen Parteien nicht zu
unterschätzen. "Selbst ein Aufschub bis Mitte 2013 für die
obligatorische Meldung aller Derivate-Transaktionen ändert nichts
daran, dass den Marktteilnehmern die Zeit davonläuft", warnt Jens
Schuback von Steria Mummert Consulting. Eine frühe Konsolidierung von
Systemen, die Harmonisierung von Schnittstellen sowie die Steigerung
der Automatisierungsquote führen dagegen langfristig zu
Kostenersparnissen bei den Instituten, zeigen Projekte bei
Großbanken.

Hintergrundinformationen
80 Prozent aller Derivate werden nicht auf organisierten Plattformen
wie zum Beispiel Börsen gehandelt, sondern unmittelbar zwischen den
Parteien vereinbart. Von diesen so genannten
Over-the-Counter-Derivaten (OTC) geht eine erhebliche Gefahr für die
Finanzmarktstabilität aus. Das Fehlen jeglichen Regelungsrahmens war
eine der entscheidenden Ursachen für die Finanzkrise. Mit der
"European Market Infrastructure Regulation" (EMIR) und dem
amerikanischen "Dodd-Frank Act" (DFA) wollen Gesetzgeber und
Regulierer auf beiden Seiten des Atlantiks nun für mehr Transparenz
und Sicherheit sorgen.

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