(ots) - Man kann den Gesetzentwurf von Sabine
Leutheusser-Schnarrenberger zur Sterbehilfe falsch finden. Eines aber
muss man der Bundesjustizministerin lassen: Sie hat eine Debatte in
Gang gebracht, die unsere Gesellschaft dringend braucht. Sie hat den
Tod ins Leben geholt - und uns so gezwungen, über ihn nachzudenken,
zumindest für einen Moment.
Ständig fragen wir uns, wie wir leben wollen: ob wir ein neues
iPhone brauchen, wohin wir in den Urlaub fahren sollen, welche
Klinkerfarbe beim Hausbau die richtige ist. Wie wir sterben wollen,
das fragen wir uns fast nie. Zwar betrachten wir den Tod täglich,
doch immer aus einer Distanz heraus - im Actionfilm auf der
Kinoleinwand, im Killerspiel auf dem Computer und in den Nachrichten
im Fernsehen, die uns längst stumpf gemacht haben: Wie, schon wieder
ein Selbstmordanschlag in Kabul? War nicht gestern erst einer in
Bagdad?
Wir lassen den Tod nicht an uns heran. Er ist ein zu sperriges, zu
unangenehmes, zu kompliziertes Thema in einer Welt, die gehetzt,
vernetzt und von Informationen überflutet ist und kaum mehr Zeit
lässt, sich mit einer Frage anders als oberflächlich zu befassen.
Das lässt sich daran ablesen, dass so wenige Menschen eine
Patientenverfügung ausgefüllt haben, in der sie festlegen könnten,
wie ihnen in bestimmten Krankheitszuständen medizinisch geholfen
werden soll - und wie nicht. Die Verfügung ist ganz leicht, mit zwei,
drei Klicks im Internet zu erreichen. Vielleicht überlegen wir mal,
ob uns das wirklich zwei, drei Klicks zu viel sind.
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Oldenburgische Volkszeitung
Andreas Kathe
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