(ots) - Angriff aus den eigenen Reihen
Das Überlaufen des syrischen Ministerpräsidenten Riad Hidschab vom
Assad-Regime zu den Aufständischen ist vor allem eines: ein
Medien-Coup für die Rebellen. Der Seitenwechsel des bislang
ranghöchsten Politikers dürfte zwar für die zuletzt im Kampf stark
unter Druck geratenen Rebellen kaum direkte militärische Erfolge nach
sich ziehen. Aber dieser schwere Angriff aus den eigenen Reihen auf
das Regime wird in den nächsten Wochen wohl großen politischen
Widerhall unter den Syrern finden, und kann so enorm zum Kollaps des
Systems beitragen.
Hidschab galt als loyaler Anhänger von Assads regierender
Baath-Partei. 14 Jahre war er Mitglied. Zu den militärischen
Hardlinern gehörte er aber nicht: Als Gouverneur der Provinz Latakia,
aus der die Familie Assads stammt, soll er lange Zeit Militär und
Polizei von den Demonstranten ferngehalten haben. Zudem war seine
Macht als Ministerpräsident stark begrenzt. Er führte in der Regel
aus, was Assad befahl.
Dennoch wird der Seitenwechsel Hidschabs die Regime-Erosion
erheblich vorantreiben. Dieser steht als prominentestes Beispiel in
der Serie der vielen Top-Generäle und Politiker, die sich bereits
abgesetzt haben. Sein Abgang erhöht den Druck auf die
Zurückgebliebenen. Assad wird zwar die nächste Flucht verhindern
wollen. Doch gleichzeitig gehen den halbherzigen Helfern Assads die
Ausreden aus: Wenn Hidschab fliehen konnte, warum nicht auch sie?
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