(ots) - Gabriels Wagnis
Europa kämpft um seine politische Zukunft, und die Fronten werden
endlich klar. Hier Kanzlerin Angela Merkel, die leichtlebigen
Südländern die Tugend der Sparsamkeit beibringen will. Die vor dem
letzten EU-Gipfel gesagt hat, sie werde Euro-Bonds ablehnen, "solange
ich lebe". Dort Sigmar Gabriel: Der SPD-Chef fordert genau diese
Vergemeinschaftung von Schulden zur Rettung des Euro, und erntet viel
Beifall von Fachleuten. Zu denen gehört sogar der Chef des
arbeitgebernahen Instituts der Deutschen Wirtschaft. Merkels
Gefolgschaft zeigt sich davon unbeeindruckt, indem sie Gabriel
vorwirft, er mache eine Politik der sozialistischen Internationale.
Dass die Union mit ihrer Kritik derart überzieht, hat seinen
Grund. Mit Hilfe aus Paris und Rom ist es der deutschen Opposition
gelungen, der Spar-Kanzlerin beim jüngsten EU-Gipfel eine Niederlage
zuzufügen. Eine Mitregentschaft der berüchtigten Troika aus Experten
der EU, der EZB und des IWF wie in Griechenland ist dadurch für die
großen Euro-Schuldenstaaten Italien und Spanien unwahrscheinlicher
geworden.
Wie dünnhäutig deutsche Politiker in der Euro-Krise geworden sind,
zeigt sich auch an der teils heftigen Kritik an der EZB. Nur muss das
noch nicht heißen, dass Gabriel bald triumphieren kann. Sein
Vorschlag, das Volk über die Schuldenunion abstimmen zu lassen, ist
riskant. Denn wer würde schon sein Erspartes für Europa opfern?
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