(ots) -
Erneut haben sich Tibeter aus Protest gegen die chinesische
Politik in Tibet selbst verbrannt. Wie tibetische Quellen im Exil
berichten hat sich heute die etwa 25-jährige Dolkar Kyi aus der
Tibetisch Autonomen Präfektur Kanlho (chin.: Gannan) in der Provinz
Gansu selbst angezündet und ist an den Folgen ihrer Verletzungen
gestorben. Demnach habe sich die Tibeterin in der Nähe des Klosters
Tsoe in der Stadt Tsoe (chin.: Hezuo) selbst angezündet, dabei die
"Rückkehr des Dalai Lama nach Tibet" gefordert und gerufen, es gebe
"keine Freiheit in Tibet". Der Selbstanzündung der Tibeterin
vorausgegangen war gestern die Selbstanzündung des 21-jährigen Mönchs
Lobsang Tsultrim in Ngaba (chin.: Aba) in der Provinz Sichuan. Der
Aufenthaltsort des Mönchs, der die Selbstverbrennung offenbar
überlebt hat, ist gegenwärtig unbekannt. Die Zahl der
Selbstverbrennungen in Tibet seit Februar 2009 ist damit auf 46
gestiegen.
Dolkar Kyi hatte sich, den Quellen im Exil mit Verbindungen in die
Gegend zufolge, am frühen Nachmittag (Ortszeit) in der Nähe einer
weißen Stupa unweit des Klosters Tsoe selbst angezündet. Unmittelbar
darauf löschten Mönche des Klosters die Flammen und brachten die
junge Tibeterin in ein nahegelegenes Krankenhaus, wo sie trotz
Bemühungen von Ärzten verstarb, hieß es weiter. Ihr Leichnam werde in
ihrem Heimatort bestattet. Die 25 oder 26 Jahre alte Kyi war Mutter
eines 4-jährigen Sohnes und einer 6-jährigen Tochter. Sie stammte aus
einer Bauernfamilie des etwa 10-Kilometer entfernten Ortes Nawu. In
der Präfektur Kanlho ist es in der Vergangenheit bereits öfter zu
Protestaktionen gekommen, etwa in 2010, als mehrere Hunderte Tibeter,
unter ihnen vor allem Schüler, friedlich gegen die Politik der
chinesischen Regierung demonstriert hatten (siehe ICT-Bericht:
http://ots.de/tM0pY).
Der 21-jährige Mönch Lobsang Tsultrim aus dem Ort Ryiwa in der
Präfektur Ngaba hatte sich gestern (6.8.2012) in der Innenstadt
Ngabas selbst angezündet und lag bereits am Boden, als bewaffnete
Sicherheitskräfte das Feuer löschten. Angenommen wird, dass er in das
staatliche Krankenhaus Ngabas und darauf an einen anderen Ort
verbracht wurde. Weder sein Aufenthaltsort noch sein
Gesundheitszustand sind bekannt. Lobsang Tsultrim gehört dem
nahegelegenen Kloster Kirti an und ist der 27. Tibeter, der sich seit
Februar 2009 in Ngaba selbst angezündet hat. Vor ihm hatten sich
bereits sieben weitere Mönche aus dem Kloster Kirti selbst anzündet.
Die International Campaign for Tibet (ICT) zeigt sich zutiefst
besorgt über das Andauern der Selbstverbrennungen in Tibet.
ICT-Geschäftsführer Kai Müller: "Die Selbstverbrennungen sind
Ergebnis der andauernden Repressionen in Tibet und der
Perspektivlosigkeit der Tibeter. Die chinesische Regierung muss daher
die Repressionen beenden und den ernsthaften Dialog mit den Tibetern
suchen." So müssen unter anderem die "patriotischen
Erziehungskampagnen" beendet und die Dialogbemühungen mit dem Dalai
Lama wieder aufgenommen werden, sagte Müller abschließend.
Siehe auch: "Self-Immolations in Tibet Fact Sheet" der
International Campaign for Tibet, Stand 31. Juli 2012:
http://ots.de/525m8
Pressekontakt:
Kai Müller
Geschäftsführer
International Campaign for Tibet Deutschland e.V.
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www.savetibet.de
Die International Campaign for Tibet (ICT) setzt sich als weltweit
größte Tibet-Organisation seit mehr als 20 Jahren für die Wahrung der
Menschenrechte und das Selbstbestimmungsrecht des tibetischen Volkes
ein. ICT unterhält Büros in Washington, D.C., Amsterdam, Brüssel,
London und Berlin sowie Rechercheteams in Dharamsala, Indien, und
Kathmandu, Nepal.