(ots) - Krimineller Handel entsteht immer dann, wenn
Verbotenes auf den Markt kommt. Oder, wie hier, ein begehrtes Gut
viel zu knapp ist. Menschen, für die eine neue Niere oder eine neue
Lunge eine Frage auf Leben und Tod ist, greifen verständlicherweise
nach jedem Strohhalm, sind bereit, alles zu geben. Korrupte Ärzte
haben das offensichtlich ausgenutzt und Kasse gemacht. Das konnten
sie nur, weil - auch wenn es makaber klingt - die Nachfrage
wesentlich größer ist als das Angebot.
Organhandel - bisher kannten wir dieses Verbrechen nur aus China,
Indien, Südamerika oder Osteuropa. Die jetzt diskutierte Verschärfung
der Kontrollen beseitigt auch deshalb nicht das Problem an sich.
Weder hier noch anderswo. Immer noch sind Spendenorgane knapp. Immer
noch müssen verantwortungsvolle Mediziner anhand von Laborwerten
entscheiden, wer auf der Warteliste oben steht.
Das eigene Herz, die Lunge oder Niere nach dem Tod jemandem
schenken, um damit Leben zu retten - grundsätzlich finden die
Deutschen diese Idee gut. Denn der Umkehrschluss beinhaltet das
Wesentliche: Was ist, wenn ich selbst ein Organ brauche oder mein
Kind? Musste jeder willige Spender bis vor wenigen Tagen selbst aktiv
werden, wird nun regelmäßig nach seiner Bereitschaft gefragt. Dieses
neue Transplantationsgesetz kann nur ein erster Schritt sein, um die
Zahl der verfügbaren Organe zu erhöhen. Effektiver ist die
Widerspruchslösung. In diesem Fall müssen Menschen zu Lebzeiten
selbst einer Organ-Entnahme nach dem Hirntod widersprechen, um nicht
als Spender zu gelten.
Die kriminelle Variante "Geld oder Tod" stellt sich dann nicht
mehr.
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Oldenburgische Volkszeitung
Andreas Kathe
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