(ots) - Antworten, bitte!
Eigentlich stand Präsident Mursi gerade wegen einer ganz anderen
Bewährungsprobe im Fokus: dem Umgang mit den Anschlägen im Sinai.
Doch noch bevor in der sensiblen Grenzregion zu Israel wieder die von
ihm versprochene Ruhe einkehrt, überraschte er nun mit einer
politischen Volte von weit größerer Dimension: Er entließ den
Oberbefehlshaber, Verteidigungsminister und Ex-Mubarak-Vertrauten
Tantawi und erklärte auch gleich die im Juni erweiterten Kompetenzen
des Militärrats für nichtig.
Wie wenig Außenstehende mit diesem Schritt gerechnet haben, zeigt
sich daran, dass er weit mehr Fragen als Antworten zur Folge hatte:
Warum gerade jetzt? Wessen Unterstützung ist er sich sicher? Was
bedeutet das für die Machtverhältnisse? Der Präsident fordert zum
Spekulieren auf. Zwar verdichten sich die Zeichen, dass die
Ausweitung seiner Macht keine größenwahnsinnige Einzelentscheidung
war. Da sich diese Veränderungen zuvor aber nicht angedeutet haben,
behalten sie den Anschein eines riskanten Unterfangens.
Demokratie für Ägypten: Das war auch im westlichen Ausland die
große Hoffnung des Arabischen Frühlings. Zuletzt schien das Militär
diese Hoffnung nachhaltig zu untergraben. Jetzt kommt es darauf an,
dass Mursi seine Schritte gut verhandelt hat. Dann können sie
entscheidend für die Demokratie sein.
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