(ots) - Er kann nur gewinnen
Für die Grünen läuft es gut. Zwar ist die Phase der ganz großen
Euphorie vorüber, als ihnen nach dem Atomunglück von Fukushima
Stimmen ganz von selbst zuflogen. Aber auch die Zeit der großen
Flügelkämpfe scheint vergangen zu sein. In Baden-Württemberg
arrangiert sich die Partei mit einem Ober-Realo als
Ministerpräsidenten, der entgegen seiner Versprechen einen
Mammut-Bahnhof bauen und Tausende Lehrerstellen streichen kann, ohne
verjagt zu werden. Und in Berlin darf der parteilinke Provokateur
Jürgen Trittin die Spitzenkandidatur anstreben, ohne damit Grüne aus
dem weniger dogmatischen Lager über Gebühr zu reizen.
Eine Ausgangslage, für die Trittin hart gearbeitet hat: Als
gewitzter Chef der Fraktion brilliert er als Leistungsträger, dem
rhetorisch nur wenige das Wasser reichen können. Seine frühere
Eitelkeit ist Souveränität gewichen. Glaubhaft ist auch, dass er die
bundespolitische Macht nicht um jeden Preis will. Mal subtile, mal
brachiale Sticheleien gegen den politischen Gegner liegen ihm. Aber
etwa die Energiewende mit Trassenbau und Netzsicherheit handwerklich
umzusetzen, das ist eine Aufgabe, die nur begrenzt reizvoll zu sein
scheint, zumal ohne die finanzpolitischen Spielräume der
Vergangenheit. Als einstiger Umweltminister weiß Trittin dies genau.
Tritt er an, kann er deshalb nur gewinnen: Einmal die Wahl,
andernfalls die Freiheit, in der Opposition fröhlich
weiterzusticheln.
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