(ots) - Schon kurz nach dem Schock vom 22. Juli
kursierten in Norwegen Videos von Polizisten in einem halb
abgesoffenen Gummiboot. Auf dem Weg, einen Massenmörder zu stoppen.
Der Gedanke, dass bei entschlossenerer Vorgehensweise vielleicht mehr
Jugendliche auf Utøya hätten überleben können, ist auch aufgrund
dieser Bilder nicht neu.
Aber mit dem Expertenbericht haben sie es als schockierende
Gewissheit schwarz auf weiß, die Hinterbliebenen und die
Überlebenden: Breivik hätte früher gefasst werden können. Wenn der
nationale Terror-Notfallplan konsequent umgesetzt worden wäre, wenn
die Polizisten gewusst hätten, wo genau Utøya eigentlich liegt, wenn
die Täterbeschreibung aus Oslo schnell verbreitet worden wäre, wenn
die Straße vor dem Regierungsgebäude wie geplant für Autos gesperrt
gewesen wäre ... Die Liste der Versäumnisse scheint endlos, und
manche wirken im Nachhinein unfassbar.
Aber das ist der springende Punkt: im Nachhinein. Zwar hatte
Norwegen längst Terrorszenarien durchgespielt und Aufgaben für den
Fall eines Angriffs klar verteilt. Dass Breivik das Land dennoch kalt
erwischt hat, ist angesichts der Unvorstellbarkeit seiner Taten auf
eine traurige Weise aber fast nachvollziehbar. Doch die Zeit der
Unschuld ist vorbei. Norwegen wird sich besser schützen, mit dem
schonungslosen Bericht als neuer Grundlage.
Pressekontakt:
Neue Osnabrücker Zeitung
Redaktion
Telefon: +49(0)541/310 207