(ots) - Die Ägypter haben sich offenbar ein Schlitzohr als
Staatschef gewählt. Mohammed Mursi hat das bislang allmächtige
Militär aufs eleganteste ins Abseits gedrängt. Er hat die zwei
bislang stärksten Männer im Land, den Armeekommandanten und
Verteidigungsminister Tantawi sowie seinen Generalstabschef Anan,
zwar entmachtet, gleichzeitig aber zum Abschied mit hohen Orden und
Beraterfunktionen entlohnt. Dem Marinechef Mamisch schanzte er mit
der Suezkanal-Verwaltung eine der lukrativsten Pfründe des Landes zu.
Besonders schlitzohrig: Der neue starke Militär,
Verteidigungsminister Abdel Fattah al-Sisi, war bislang der Chef des
Militärgeheimdienstes. Also der Mann, der alles über seine
Militär-"Kameraden" weiß - und jederzeit griffbereit in der Schublade
hat.
Die Absetzungen der Militärs und der Griff nach der ganzen Macht
durch Mursi waren absolut legitim. Trotzdem ist völlig unklar, wohin
die ägyptische Reise geht. Das positive Szenario sähe ein bisschen
türkisch aus: Dort hat der strenge Muslim Erdogan das Militär
entmachtet, alle demokratischen Strukturen aber beibehalten. Das
negative Szenario? Die Islamisten verbünden sich mit den Militärs und
reißen alle Macht an sich. Das wäre für die gesamte Region eine
Katastrophe. Da kann man nur hoffen.
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