(ots) - Große Freiheit
Dass Hamburg als erstes Bundesland einen Vertrag mit Muslimen
schließt, ist kein Zufall: Auf dem schmalen Grat zwischen Toleranz,
Ignoranz und Profitstreben pflegen an der Elbe vor allem Kaufleute
seit Langem ein weltoffenes Denken. Schon die verfolgte Täuferkirche
der Mennoniten und andere Gruppen fanden in der frühen Neuzeit hier
Zuflucht, wenn auch im damals dänischen Altona.
Wer bei Straßennamen wie "Große Freiheit" allein an die heutige
Lasterhaftigkeit denkt, liegt denn auch daneben: Der Name stammt
daher, dass im ansonsten streng lutheranischen Umfeld nur hier
verschiedenste Gläubige (wie etwa die Katholiken) ihre Gebetshäuser
und Kirchen haben durften. Heute ist nur noch knapp jeder dritte
Hamburger evangelisch, nur jeder zehnte katholisch. Darüber hinaus
regiert bunte Vielfalt: 120 Glaubensrichtungen sind vertreten, mehr
als die Hälfte der Bürger hat gar kein Bekenntnis mehr. Der Vertrag
ist also nicht nur ein erfreulicherweise von Kirchen und CDU
mitgetragener Akt der Integration, er ist ein Gebot der
Gerechtigkeit. Auch der Islam gehört nun zu Hamburg, sozusagen.
Zum Vorbild für andere Bundesländer wird die Einigung nicht
automatisch. Sehr wohl aber sollten sie ein solches Werk gründlich
prüfen. Es böte den Vorteil, beide Seiten auf Rechte und Pflichten
festzulegen und allzu oft ritualhaft aufflammenden Konflikten ein
Ende zu bereiten.
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