(ots) - An der Realität vorbei
Die vom Familienministerium vorgelegte Untersuchung zu
Frauenhäusern und Beratungsstellen geht über eine Bestandsaufnahme
nicht hinaus. Eine Aussage über das wahre Ausmaß dieser Übergriffe
lassen die Daten nicht zu. Auch die jährlich veröffentlichte
polizeiliche Kriminalstatistik enthält bisher außer zur
Kindesmisshandlung keine systematische Aufschlüsselung zu häuslicher
Gewalt. Einig sind sich die Experten eigentlich nur darüber, dass es
bei diesen Taten eine äußerst hohe Dunkelziffer gibt. Angesichts des
kläglichen Datenmaterials muss es fast schon als mutig bezeichnet
werden, wenn Familienministerin Kristina Schröder meint, sie könne
eine strukturelle Unterversorgung mit Hilfsangeboten für Betroffene
ausschließen.
Auf keinen Fall gilt das jedenfalls für die vielen in Deutschland
lebenden Migrantinnen aus islamisch geprägten Ländern. Denn sie
wenden sich nur in ganz seltenen Fällen an die staatlichen
Einrichtungen. Ein Modellversuch an der Charité Berlin hat sogar
gezeigt, dass diese Frauen selbst speziell für sie geschaffene
Stellen, deren Mitarbeiter aus ihrem Kulturkreis kommen, so gut wie
gar nicht in Anspruch nehmen. Nun könnte man daraus schließen, dass
es in diesen Familien häusliche Gewalt nicht gibt: Das wäre aber dann
nicht nur mutig, sondern ginge an der Realität völlig vorbei.
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