(ots) - Mit Blick auf das Storchenjahr 2012 hat der NABU
eine gemischte Bilanz gezogen. Während aus den
Hauptverbreitungsgebieten in Ostdeutschland allenfalls von stabilen
bis leicht rückläufigen Brutbeständen berichtet wird, melden die
Storchenbetreuer in Hessen, Niedersachsen und Schleswig-Holstein mehr
Weißstorchpaare als im Vorjahr. Der Bruterfolg schwankt von Region zu
Region. Trockenheit im Frühjahr und starke Regenfälle im Juli führten
dazu, dass die Jungenzahl in manchen Regionen gering ausfiel. So lag
der Bruterfolg im nördlichen Schleswig-Holstein bei nur 1,3 Jungen
pro Paar, während er weiter südlich 2,1 Junge pro Paar betrug. Nach
den bisherigen Meldungen rechnet NABU-Storchenexperte Kai-Michael
Thomsen für 2012 mit etwa 5.000 Weißstorchpaaren. Im Jahr 2011
brüteten in Deutschland fast 4.900 Weißstorchpaare, davon 3.100 in
den ostdeutschen Bundesländern.
"Wir beobachten den unterschiedlichen Bestandstrend schon seit
einigen Jahren. In Westdeutschland wandern verstärkt westziehende
Weißstörche ein, die nicht mehr nach Afrika fliegen, sondern bereits
in Spanien oder Portugal überwintern. Sie gehen mit diesem Kurztrip
ein geringeres Risiko ein und finden auf Müllkippen und Reisfeldern
ein Eldorado vor", so Thomsen. Das führte zu geringeren Verlusten bei
den dort überwinternden Vögeln und damit zu ansteigenden Beständen
von Spanien bis nach Westdeutschland. Die ostdeutschen Störche
hingegen nehmen größtenteils die lange östliche Zugroute bis nach
Ost- und Südafrika und müssen sich in den afrikanischen Savannen
teilweise mit Trockenheit herumplagen. Ihre Bestände werden zum einen
durch die klimatischen Verhältnisse in Afrika beeinflusst, zum
anderen wirken sich die landschaftlichen Veränderungen, z.B. der
Verlust an Grünland, negativ auf die Bestände aus.
Als "Erfolgsmodell" sieht der NABU-Storchenexperte die neue
Zugstrategie nicht. In einigen Jahren werden die offenen Mülldeponien
in Spanien nach EU-Vorgaben verschwinden. "Wie sich die Störche dann
verhalten werden und wie sich die Bestände der sogenannten Westzieher
weiter entwickeln werden, können wir nicht voraussagen", so Thomsen.
Jedes Jahr zählen mehr als 300 ehrenamtlich tätige
Weißstorchbetreuer die Brutpaare und erfassen den Bruterfolg des
Weißstorchs. Sie haben sich in der NABU-Bundesarbeitsgruppe
Weißstorchschutz zusammengeschlossen.
Pressekontakt:
Kai-Michael Thomsen, NABU-Storchenexperte, Tel. 04885-570, mobil
0162-9098072