(ots) - Kein deutscher Lehrmeister
Je länger die Euro-Krise dauert, desto größer werden die
Begehrlichkeiten gegenüber Deutschland. Gestern Abend reiste
Frankreichs Präsident François Hollande nach Berlin, heute kommt
Griechenlands Premier Antonis Samaras. Der eine als Verfechter einer
Schuldenunion, der andere als Bittsteller. Ist das aber noch die EU
von befreundeten Nationen, die sich auf Augenhöhe begegnen?
Das Auseinanderdriften Europas in einen vergleichsweise stabilen
Norden und einen in Schulden versinkenden Süden ist gefährlich.
Ressentiments und Vorurteile nehmen zu.
Während in Deutschland weitere Hilfsanfragen auf Ablehnung stoßen,
sehen viele Griechen in Kanzlerin Angela Merkel eine gefühlskalte
Sparkommissarin. Etliche machen sie für Massenarbeitslosigkeit,
Rentenkürzung und Rezession verantwortlich. Das ist zwar falsch, aber
zweifelsohne entsteht hier eine Kluft, die wachsen wird, sollten sich
die Probleme in Spanien und Italien verschärfen.
Es wird daher Zeit, dass die Nationen wieder zusammenrücken und
eine klare Antwort auf die Schuldenkrise finden, bevor die Staaten im
Süden wie Dominosteine umfallen. Hierbei braucht Europa nicht ein
stärkeres und auftrumpfendes Deutschland. Im Gegenteil. Die Kanzlerin
sollte sich zurücknehmen und im Hintergrund die Integration
vorantreiben. Der Kontinent benötigt jetzt Solidarität, Reformen und
Wirtschaftsimpulse, aber keinen deutschen Lehrmeister.
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