(ots) - Gestern haben sie sich wieder um alles mögliche
gestritten: Angela Merkel und ihr Arbeitsbesuch François Hollande. Es
ging um die Griechenland-Hilfe, um die weitere Entwicklung der
Wirtschafts- und Währungsunion sowie eine unabhängige Bankenaufsicht.
Keine Einigkeit, nirgends.
Dabei sind sich die beiden Regierungschefs phänotypisch ganz
ähnlich. Sehr kühl, sehr technokratisch, fast emotionslos. Aber auch
das ist schlecht.
Denn Frankreich und Deutschland sind der Kern des europäischen
Projekts. Und dieses Projekt braucht Begeisterung und keine
bürokratische Absicherung. Doch seit 1998, dem Amtsantritt Gerhard
Schröders, werden die deutsch-französischen Beziehungen wie in einer
Gewohnheits-Ehe abgewickelt. Und das ist für den Kontinent eine
Katastrophe. Denn nur aus der Beziehung zwischen Berlin und Paris
kann eine europäische Familie entstehen. Das aber hat Angela Merkel,
vielleicht aus biografischen Gründen, noch nie begriffen. Sonst hätte
sie nicht einseitig die deutsche Energiewende - von hundert auf null
- verkündet, sondern eine gemeinsame Strategie mit den Franzosen
ersonnen, dem dann alle anderen hätten folgen können. Wenn sie wollen
- aber diese Vorgabe wäre mächtig gewesen.
Vor sechs Wochen, am 8. Juli, haben Merkel und Hollande in Reims
den Jahrestag der deutsch-französischen Versöhnung durch Adenauer und
de Gaulle gefeiert. Welch ein Unterschied. Die alten Männer waren
große Visionäre und großartige Europäer. Hollande und Merkel sind
kleine Strategen und kleinmütige Europäer. So wird das nichts.
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