(ots) - Staaten müssten Sicherheiten für erhaltene Hilfe
hinterlegen / Reformeifer lässt nach Finanzspritze nach / "Italien
hat noch sehr viel zu tun" / Bei fortgesetzten Anleihekäufen durch
die EZB leicht steigende Renditen von Bundesanleihen erwartet
Alexander Krüger, Chefökonom beim Bankhaus Lampe, zweifelt an der
Effizienz von Finanzspritzen für kriselnde Euro-Staaten. "Das Manko
liegt darin, dass nicht wirklich Druckmittel vorhanden sind, wenn
Auflagen nicht eingehalten werden", kritisierte Krüger im Interview
mit dem Anlegermagazin 'Börse Online' (Ausgabe 36/2012, EVT 30.
August). Dass diese Staaten keine Sicherheiten für erhaltene Hilfen
hinterlegen müssten - etwa in Form von Devisenreserven - sei nicht
nachvollziehbar. "Damit ließe sich ein gewisser Druck
aufrechterhalten."
Das Problem monetärer Hilfe zeigt sich Krüger zufolge beispielhaft
in Italien. Nach dem Start der Liquiditätsflutung durch die
Europäische Zentralbank (EZB) im Dezember und Januar habe der
Reformeifer der Regierung Monti sofort nachgelassen. "Italien hat
noch sehr viel zu tun - es steht auf einer Reformskala von eins bis
zehn vielleicht bei drei." Die Spanier schätze er als etwas besser
ein. Das grundsätzliche Problem bei Reformen bleibe aber, dass sie
Zeit bräuchten.
Sollte die EZB gezwungen sein, über einen längeren Zeitraum
Staatsanleihen aufzukaufen, erwartet Krüger zunächst eine positive
Entwicklung am Aktienmarkt. Die Frage sei allerdings, ob dies ein
Einmaleffekt sein werde - oder etwas, das den Finanzmärkten auch in
einem halben Jahr noch helfe. "Ich glaube, Anleihekäufe, die nicht
mit einklagbaren Auflagen für die betroffenen Länder einhergehen,
wären langfristig kontraproduktiv", urteilte Krüger gegenüber 'Börse
Online'.
Setzt die EZB die Anleihekäufe fort, rechnet Krüger bei
Bundesanleihen mit leicht steigenden Renditen - auch im Hinblick
darauf, dass das Haftungsrisiko Deutschlands zunehmend von den
Märkten erkannt werde. "Über kurz oder lang wird wohl die Zwei vor
dem Komma stehen, was natürlich Kursverluste bedeutet."
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