(ots) - Gut, sonderlich kuschelig ging es trotz der immer
etwas lockereren Umgangsformen bei den Grünen noch nie zu. Im
Gegenteil - zu Zeiten des großen Grundsatzstreites mit den
Protagonisten Joschka Fischer (Realo) und Jutta von Ditfurth (Fundi)
wurde die Machtfrage mit Hauen und Stechen entschieden. Der Ausgang
ist bekannt. Und so war Joschka Fischer für viele Jahre, ob mit oder
ohne Mandat, der gar nicht so heimliche Chef der Partei. Mit ihm
wurde die Partei regierungsfähig und verlor jeglichen alternativen
Charme.
Was dann, nach dem Abgang 2005, kam, könnte man das Joschka-Vakuum
nennen. So richtig konnte sich niemand die Parteiführung erkämpfen.
Und immer hing über den Kandidaten noch das Mann-Frau- und
Ost-West-Balance-Gefüge. Darum ist es fast schon folgerichtig, dass
sich die Grünen jetzt das Novum leisten, ihre Spitze per Urwahl zu
bestimmen.
Zur Wahl stellen sich - neben zwei völlig unbekannten
Basis-Vertretern - Jürgen Trittin, Claudia Roth, Renate Künast und
Katrin Göring-Eckhardt. Allesamt keine grünen Lichtgestalten. Der
Ausgang ist völlig offen.
Aber auch ziemlich egal. Denn auf den Erfolg oder Misserfolg bei
der Bundestagswahl nächstes Jahr hat die Urwahl wohl nicht mal
marginale Bedeutung. Hier wird ja nicht über einen potentiellen
Kanzlerkandidaten abgestimmt. Wie bei der SPD, wo drei Herren ihre
Runden auf dem Kandidaten-Karussell drehen. Es geht eher schon ums
Außenamt. Ich muss gestehen, dass mir die Vorstellung eines Jürgen
Trittin oder einer Claudia Roth als Außenminister(in) etwas
schwerfällt. Andererseits: Der amtierende Guido Westerwelle ist auch
keine außenpolitische Lichtgestalt.
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Oldenburgische Volkszeitung
Andreas Kathe
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