(ots) - Die Intelligenz wandert ab
Die Euro-Krise weckt diffuse Ängste. Der Streit um Anleihenkäufe
und Bankenrettung zwischen EU-Kommission, Europäischer Zentralbank
und Dutzenden Regierungen ist abstrakt und nur noch schwer zu
durchschauen. Selbst im Bundestag soll es Abgeordnete geben, die über
Sinn und Unsinn von Hilfen kaum noch urteilen können.
In normalen Zeiten wäre es kein großes Thema, dass acht
griechische Erzieherinnen in einer Münchner Kindertagesstätte einen
Job aufnehmen. Doch hier wird die Krise sichtbar und greifbar: Immer
mehr Griechen, aber auch Spanier wollen vor der Misere in ihrer
Heimat fliehen. Bereits jetzt von einem Massenexodus zu sprechen wäre
übertrieben. Aber die Zuwanderungszahlen aus den Krisenländern nach
Deutschland wachsen rasant.
Für Europas stärkste Volkswirtschaft ist das ein Gewinn. Denn hier
fehlen Fachkräfte, und die Nachfrage nach Talenten steigt weiter.
Angesichts horrender Jugendarbeitslosigkeit und wirtschaftlichen
Zerfalls ist es nur verständlich, dass junge Südeuropäer im Norden
ihr Glück suchen.
Für die Heimatländer bedeutet der Weggang aber einen großen
Verlust. Denn oft sind es die Begabtesten, die ihre Koffer packen.
Dabei werden genau sie zum Aufbau ihrer Heimat dringend benötigt. Wie
bitter: Die Abwanderung der Intelligenz war ein Phänomen, das bislang
in Schwellen- und Entwicklungsländern anzutreffen war. Jetzt gibt es
einen neuen Nord-Süd-Konflikt - quer durch unser Europa.
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