Der BDS Bayern lehnt eine generelle Freigabe der bayerischen Ladenöffnungszeiten ab. Eine Liberalisierung hilft mehrheitlich Großbetrieben und Discountern. Die derzeitigen Schwach-punkte bei Tankstellen und in Tourismusorten seien leicht mit kleinen Änderungen lösbar.
(firmenpresse) - „Die Forderung nach einer generellen Liberalisierung der Öffnungszeiten ist, anders als behauptet, mittelstandsfeindlich. Die von der FDP vorgeschlagene Ausweitung der Ladenöffnungszeiten hilft langfristig nur Filialisten und Einkaufszentren auf der grünen Wiese“, erklärt Ingolf F. Brauner, der Präsident des Bundes der Selbständigen (BDS) – Gewerbeverband Bayern e.V.
„Eine Tankstelle ist kein Getränkemarkt, daher ist die Möglichkeit, dass die Städte den Alkoholverkauf beispielsweise ab 22 Uhr mengenmäßig begrenzen können, durchaus sinnvoll. Im Gegenzug könnte die unnötige Einschränkung auf Reisende wegfallen“, so Brauner. Den unabhängigen, mittelständischen Tankstellen würde es ohnehin mehr helfen, wenn der Gesetzgeber die Mineralölmultis zwingen würde, sie bei der Belieferung mit Treibstoff nicht zu benachteiligen.
Auch die Diskussion um Öffnungszeiten in Tourismusorten, wie sie derzeit in Schönau am Königssee laufe, sei ein vorgeschobenes Argument für großzügigere Öffnungszeiten, so Brauner: „Dies lässt sich leicht mit einer Änderung der Verordnung zum Ladenschluss regeln.“ Der Mensch solle im Mittelpunkt der Überlegungen stehen und nicht die Rendite für Großkonzerne, deren Verdrängungsdruck die Familienbetriebe auf Dauer nicht widerstehen können, sagt Brauner. „Jeder Euro kann nur einmal ausgegeben werden. In Hessen hat sich gezeigt, dass landesweit keine Mehrumsätze erzielt wurden.“ Den Preis für sieben Tage Shopping zahlen die Geschäftsinhaber, deren Familien und die Angestellten.
„In Bayern haben wir immer noch den großen Luxus, dass viele Familienbetriebe im Einzelhandel parallel zu den großen Handelsketten existieren können. Dadurch verfügen wir über viele lebendige Innenstädte“, erklärt Ingolf F. Brauner. Leider verfolge das Wirtschaftsministerium sowohl beim La-denschluss als auch beim Landesentwicklungsprogramm (LEP) offenbar vor allem das Ziel, großen Ketten zu helfen. „Die Folge einer Freigabe beim Ladenschluss und beim LEP wäre kein Aufblühen des selbständigen Einzelhandels, sondern verödete Innenstädte mit den bayernweit gleichen Filialge-schäften und leblose Einkaufszentren mit Pappschachtelarchitektur auf der grünen Wiese“, fürchtet der Präsident des BDS Bayern.
Änderungen am Ladenschluss sollten wenn überhaupt nur das Ziel haben, Innenstädte zu stärken: „Bayernweite Umfragen unter den mittelständischen Einzelhändlern haben ergeben, dass sie sich vor allem zwei Änderungen wünschen: den Wegfall der Anlassbezogenheit für vier auf’s Jahr verteilte verkaufsoffene Sonntage sowie die Möglichkeit, an ein oder zwei Tagen im Jahr ein Nacht-Shopping bis 24 Uhr als besonderes Verkaufsevent durchführen zu können“, erklärt Brauner. „Eine Politik, die Große fördert und Kleine im Wettbewerb benachteiligt, hat auch ordnungspolitisch nichts mit Sozialer Marktwirtschaft zu tun. Eine Freigabe wäre das Kind mit dem Bade ausschütten“, so Brauner.