(ots) -
Aktuelle Zahlen des Statistischen Amtes der Europäischen Union für
2010 zeigen, dass in allen 27 EU-Staaten Wohneigentümer die absolute
Mehrheit stellen. Das gilt auch für Deutschland (vgl. Grafik). Denn
die EU-Erhebung stellt auf die Bevölkerungszahl ab, nicht auf
Haushalte. Da Eigentümerhaushalte im Schnitt größer sind als
Mieterhaushalte, ist diese Quote nach Auskunft von LBS Research höher
als die haushalts- oder wohnungsbezogene Wohneigentumsquote, die in
den letzten Jahren hierzulande zwar merklich gestiegen ist, aber die
50-Prozent-Marke noch nicht "geknackt" hat.
Beim europäischen Überblick wird nach Angaben der LBS-Experten
deutlich, dass die Wohneigentumsquoten in Osteuropa am höchsten sind.
Gleichsam "im Uhrzeigersinn" werden sie über Südeuropa und viele
westeuropäische Länder bis in den Norden des Kontinents etwas
kleiner, unterschreiten aber fast überall nicht (oder nicht
wesentlich) den EU-Durchschnittswert von 71 Prozent. Nur am
"Tabellenende", in den zentraleuropäischen Staaten Österreich,
Deutschland und Schweiz, liegt der Anteil der Menschen in eigenen
vier Wänden deutlich darunter.
Die Ursachen für die unterschiedlichen Wohneigentumsquoten sind
nach Auffassung von LBS Research recht vielfältig. So hat die
Wohneigentumsbildung in vielen Staaten Mittel- und Osteuropas nach
dem Fall des Eisernen Vorhangs mit den marktwirtschaftlichen Reformen
besonders intensiv davon "profitiert", dass in erheblichem Maße
Wohnungsbestände privatisiert und - teilweise zu sehr geringen
Preisen und nicht unbedingt in besonders gutem Erhaltungszustand - an
ihre Bewohner übertragen wurden. Diese Form des Verkaufs an die
Mieter hat es in Westeuropa in nennenswertem Umfang in der
Vergangenheit nur in Großbritannien gegeben. Außerdem haben eigene
vier Wände große Tradition vor allem in Südeuropa - und dort nicht
nur in Form des Einfamilienhauses, sondern vielfach auch in
Eigentumswohnungen.
In den westeuropäischen Ländern sowie in Skandinavien haben
dagegen viele Länder lange Zeit politisch bewusst auf den
Mietwohnungsbau gesetzt. Manche dieser Staaten verfügen noch heute
über erhebliche Bestände im sozialen Wohnungsbau, wie etwa Frankreich
und Großbritannien, wo rund 18 Prozent der Bevölkerung in Wohnungen
mit entsprechend ermäßigten Mieten leben. Auch in Österreich,
Frankreich und Irland wohnen rund 15 Prozent der Menschen in solchen
Beständen, die teils deutlich weniger als Marktmieten "kosten". In
Deutschland, das nach dem zweiten Weltkrieg sehr stark auf den
sozialen Wohnungsbau gesetzt hatte, sind es mittlerweile nur noch 7
Prozent der Bevölkerung, die in Sozialwohnungsbeständen leben. Der
freifinanzierte Mietwohnungsbau liegt dagegen hierzulande an der
europäischen Spitze. 40 Prozent der Menschen wohnen hier zu
Marktmieten". Weitere Länder mit einem nennenswerten privaten
Mietwohnungsbauanteil (um die 30 Prozent-Marke) sind etwa die
Niederlande, Dänemark und Schweden.
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