(ots) - Die Chemiebranche in Hessen ist trotz der
Schuldenkrise stabil. Dies geht aus einer aktuellen Umfrage des
Arbeitgeberverbands HessenChemie hervor. Darüber hinaus vermeldeten
die Chemieverbände Hessen bei ihrer Pressekonferenz einen neuen
Ausbildungsplatzrekord.
Der VCI Landesverband Hessen und der Arbeitgeberverband
HessenChemie haben am Mittwoch, dem 12.09.12, die Ergebnisse einer
aktuellen Mitgliederbefragung bekannt gegeben. Hieran beteiligten
sich 48 Mitgliedsunternehmen, bei denen etwa 47.000 Menschen tätig
sind. Danach beurteilen fast drei Viertel der hessischen
Chemieunternehmen die konjunkturelle Lage insgesamt als "befriedigend
bis gut". "Das spiegelt sich auch in der Anlagenauslastung von knapp
84 Prozent wider, die im Vergleich zum Jahresbeginn um 4
Prozentpunkte zugelegt hat", erklärt Dr. Bernd Reckmann, Vorsitzender
des VCI Hessen. Laut Statistik des Landesamtes Hessen hat sich die
Beschäftigung zum Vorjahreszeitraum um 1,2 Prozent erhöht.
Auch wenn die Produktion im ersten Halbjahr um 3,2 Prozent
gegenüber dem Vorjahreszeitraum gesunken ist, erwarten die
Chemiearbeitgeber für das Jahr 2012 insgesamt ein Nullwachstum. Dies
hatten sie bereits im Frühjahr prognostiziert. "Mit Blick auf die
schwache Weltkonjunktur hält sich die Branche hierzulande gut. Die
hessische Chemie bewegt sich trotz Risiken in einem stabilen Umfeld -
wir halten Kurs", sagt Reckmann. Auch die Ertragslage beurteilen zwei
Drittel der befragten Unternehmen als "befriedigend bis gut".
Sorge bereitet den Verbänden die Entwicklung der Pharmabranche.
Hier sanken die Umsatzerlöse im Inland um 12,3 Prozent, nachdem die
Unternehmen bereits 2011 einen Rückgang von 4,6 Prozent hatten
hinnehmen müssen. Die Verbände machen hierfür vor allem die
Zwangsrabatte von 16 Prozent und das Preismoratorium verantwortlich.
Die Auslandsumsätze konnten dagegen um 3,9 Prozent zulegen. Insgesamt
verzeichnete die hessische Pharmaindustrie ein Umsatzminus von 1,3
Prozent. Bernd Reckmann fordert von der Politik ein Umdenken:
"Anstatt an Arzneimitteln zu sparen, sollten wir uns den Nutzen der
stetig verbesserten Arzneimittel bewusst machen." Zugleich
kritisierte er die fehlenden Anhörungs- und Beteiligungsrechte der
betroffenen Unternehmen in den Verfahren der Nutzenbewertung und die
damit gegebene Vormacht der gesetzlichen Kassen.
Noch besser als die Beschäftigung hat sich die Situation der
angebotenen Ausbildungsplätze der Branche in Hessen entwickelt. Laut
einer aktuellen Ausbildungsumfrage ergibt sich mit 1.593
Ausbildungsplätzen ein neuer Höchststand. Dies sind noch einmal 51
Plätze mehr als im vergangenen Jahr und 16 Prozent mehr als im
Tarifvertrag "Zukunft durch Ausbildung" vereinbart. Diesen hatten die
Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie und die Arbeitgeber
der Chemie 2003 geschlossen, um das Ausbildungsplatzangebot
kontinuierlich zu steigern. Jürgen Funk, Geschäftsführer für
berufliche Bildung bei der HessenChemie: "Hierfür gibt es zwei
Gründe: die stabile konjunkturelle Entwicklung und die Vorbereitung
der Unternehmen auf die Herausforderungen des demografischen
Wandels." Funk sieht auch in der hohen Ãœbernahmequote von 92 Prozent
ein Indiz hierfür. Um dem drohenden Fachkräftemangel zu begegnen,
bieten die Verbände und ihre Unternehmen bereits vielfältige
Maßnahmen an, um Lehrern und Schülern Naturwissenschaften näher zu
bringen. Nach ihrer Auffassung sollten junge Menschen auch in der
Schule früher und durchgängig für Naturwissenschaften begeistert
werden.
Konjunkturelle Risiken sehen die Verbände vor allem in den
weiterhin hohen Preisen für Rohstoffe und Energie sowie in der
schwachen Konjunktur der europäischen Nachbarn. Reckmann sagte: "Bei
einem Exportanteil der hessischen Chemie von fast 70 Prozent, davon
etwa zwei Drittel in europäische Länder, kann dies nicht folgenlos
für unsere Branche bleiben." Die Chemieverbände fordern die Politik
deshalb zur Konsolidierung ihrer nationalen Haushalte auf. Die
hessische Schuldenbremse sei ein Schritt in die richtige Richtung.
Eine besondere Herausforderung sei die Umsetzung der Energiewende.
Energie müsse auch in Zukunft sicher verfügbar und bezahlbar sein.
Für die energieintensiven Unternehmen gehe es zum Beispiel bei der
Fortschreibung des Energiesteuerspitzenausgleichs nicht darum,
Geschenke zu erhalten, sondern um den Erhalt ihrer
Wettbewerbsfähigkeit und damit auch der industriellen Arbeitsplätze
im Land.
Pressekontakt:
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verwandte Industrien für das Land Hessen e.V.
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