(ots) - "Funktioniert die gemeinsame Selbstverwaltung von
Ärzten und Krankenkassen überhaupt noch bei einem derart vergifteten
Klima und einer strategisch initiierten Skandalisierung der
ärztlichen Tätigkeit", frägt Dr. Max Kaplan, Präsident der
Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK).
Der Schlichterspruch zum Honorar der Vertragsärzte habe bei vielen
niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten für Unverständnis und
Verärgerung gesorgt. Eine Anhebung des Orientierungspunktwerts (OPW),
an dem sich die Preise ärztlicher Leistungen bemessen, um nur 0,9
Prozent, bedeute de facto eine Minusrunde für die Niedergelassenen,
denn ein Inflationsausgleich habe für die Jahre 2009, 2010, 2011 und
2012 nicht stattgefunden. Der erhöhte Versorgungsbedarf
(Morbiditätsrisiko) wurde für die Jahre 2011 und 2012 durch den
Gesetzgeber willkürlich auf eine 1,25-prozentige Anhebung festgelegt.
Insgesamt sei jedoch zu berücksichtigen, dass der
betriebswirtschaftlich berechnete Punktwert in Höhe von 5,11 Eurocent
bei der Einführung des Einheitlichen Bewertungsmaßstabs (EBM) für
vertragsärztliche Leistungen 2004 aufgrund der Finanzknappheit der
vergangenen Jahre auf 3,5 Eurocent gesenkt worden war. Diese
Unterfinanzierung sei bis heute nie ausgeglichen worden, was - gerade
in Zeiten von Milliardenüberschüssen bei den Kassen - nicht
nachvollziehbar sei und die Praxen hart treffe. "Insbesondere der
ärztliche Nachwuchs, der angesichts der Tatsache, dass fast ein
Drittel der Niedergelassenen 60 Jahre und älter ist, händeringend
gesucht wird, ist so sicherlich nicht für die Praxistätigkeit zu
begeistern", ist Kaplan überzeugt. Im Klartext bedeutet diese
effektive Honorarkürzung, dass die Zukunft der ambulanten,
wohnortnahen, flächendeckenden Versorgung immer mehr gefährdet wird.
Ein Übriges täten die gebetsmühlenartig vorgebrachten Vorwürfe der
Kassen mit ihrer mehr als eigenwilligen Interpretation der ärztlichen
Behandlungsfehlerstatistik, ihrer permanenten Hinterfragung der
Qualität ärztlicher Leistungen, ihrer immer neuen bürokratischen
Auflagen und Vorgaben sowie der Infragestellung des ärztlichen Berufs
als freier Beruf.
Die Stimmung unter den BLÄK-Mitgliedern sei ziemlich geladen. Die
Hauptforderung der niedergelassenen Ärzte lautet ganz klar: Die
Kassen sollen den gegen die Stimmen der Ärzte durchgesetzten
Honorarabschluss zurücknehmen, an den Verhandlungstisch zurückkehren
und ein für Ärzte betriebswirtschaftlich akzeptables Ergebnis
verhandeln. "Nur so ist es möglich, dass unsere Patientinnen und
Patienten nicht von den Auswirkungen des Honorarkonflikts getroffen
werden. Oberstes Ziel ist und bleibt eine weiterhin qualifizierte,
wohnortnahe Versorgung unserer Patientinnen und Patienten", so
Bayerns Ärzte-Chef abschließend.
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