(ots) - Der Publizist und Arabien-Experte Peter
Scholl-Latour hat angesichts der neuen anti-westlichen
Gewaltausbrüche in mehreren arabischen Ländern dem Westen massive
Fehleinschätzungen vorgeworfen und ihn zu mehr Zurückhaltung in der
Region aufgefordert. "Der Westen und speziell die Amerikaner sind von
Anfang an von einer Illusion ausgegangen", sagte er der Saarbrücker
Zeitung (Samstag-Ausgabe). ,,Sie haben geglaubt, dass eine Revolution
gegen die dortigen Potentaten eine westliche Form der Demokratie
herbeiführen würde. Das ist nicht der Fall." Dabei seien etwa in
Libyen die Gegner Gaddafis nicht pro-amerikanische Kräfte, sondern
vor allem Islamisten. "Die Amerikaner meinen immer, dass der Feind
ihrer Feinde unbedingt ihr Freund sein muss. Aber da täuschen sie
sich."
Scholl-Latour forderte den Westen zu mehr Zurückhaltung in der
Region auf. "Wir sollten uns endlich mal aus den ganzen Geschichten
raushalten", sagte er. Denn wem solle man zu Hilfe eilen? "In Ägypten
den Militärs oder den Muslimbrüdern? Wollen Sie den Salafisten
helfen, die von Saudi-Arabien finanziert sind, dabei aber die
rabiatesten Gegner des Westens sind und bei uns Leute rekrutieren.
Auf wessen Seite wollen Sie sich denn stellen?"
Dies gelte auch für Syrien. "Das Assad-Regime war schlimm, aber es
war nicht besser und nicht schlechter als andere." In Syrien richte
sich der ganze Zorn des Westens gegen Assads "und man bedenkt nicht,
wer auf der Gegenseite ist". Scholl-Latour: "In Syrien ist, so
seltsam es klingt, Al Qaida zum Verbündeten der Amerikaner geworden."
Das Video, das zu den jüngsten Ausschreitungen führte, nannte der
TV-Journalist und Buchautor "blödsinnig". Es sei "eine Form der
Verunglimpfung des Propheten Mohammed, die weit über das hinausgeht,
was man früher von Karikaturen gewohnt war".
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