Berlin, 13. September 2012 – Nie zuvor war die Gesellschaft von so komplexen und weitreichenden Veränderungen betroffen wie gegenwärtig. Doch wie können Politiker und Unternehmenslenker auf den rasanten Wandel reagieren? Auf Einladung von Hotel-Manager Ronald van Weezel diskutierte Michael Märzheuser, Geschäftsführender Gesellschafter der MärzheuserGutzy Kommunikationsberatung, beim zweiten Hilton Talk in Berlin mit drei Experten über das Thema „Zwischen Veränderungswut und Angststarre: Wie viel Wandel muss sein?“. Neben dem Hauptgeschäftsführer des Berufsverbandes DIE FÜHRUNGSKRÄFTE (DFK), Dr. Ulrich Goldschmidt, standen Olivier Harnisch, Hilton-Geschäftsführer für Nord- und Zentraleuropa, sowie Managementforscher Prof. Dr. Hans A. Wüthrich Rede und Antwort. Die Quintessenz der Diskussion: In den Chefetagen ist ein neues Führungsverständnis vonnöten.
(firmenpresse) - Die Firmenlenker müssten ihre leitenden Mitarbeiter wieder mehr in die Entscheidungsprozesse einbinden. Ansonsten drohten Kompetenzverluste, erklärte Dr. Ulrich Goldschmidt. Darüber hinaus sprach er sich für eine Stärkung der Vertrauenskultur in deutschen Unternehmen aus. Denn: „Ein Chef, der von seinen Angestellten Loyalität erwartet, muss auch ihnen gegenüber loyal sein.“ Darüber hinaus mahnte der Jurist zu mehr Diversity in den Führungsgremien. Die demografische Entwicklung werde dazu führen, dass in Zukunft mehr Frauen in Führungspositionen gelangen. Diesen wiederum müssten die Unternehmen neue Arbeitszeitmodelle anbieten. „Gelegentlich höre ich von Firmenchefs, dass sie deshalb nicht auf Frauen setzen, weil diese irgendwann schwanger würden und damit aus dem Job ausscheiden. Doch durch die Schwangerschaft lösen sich die Frauen ja nicht auf. Sie stehen nur für eine gewisse Zeit nicht zur Verfügung“, betonte Dr. Goldschmidt und rief dazu auf, Frauen nach der Babypause wieder schnell ins Berufsleben einzubinden. Zum Thema Frauenquote erklärte das DFK-Vorstandsmitglied, dass die mediale Aufmerksamkeit nicht nur der Situation in den DAX-Vorständen zukommen sollte. „Wir brauchen vor allem mehr Frauen im mittleren Management. Denn das ist die Voraussetzung dafür, dass es weibliche Führungskräfte auch in die absoluten Spitzenämter schaffen.“
Prof. Dr. Hans A. Wüthrich plädierte im Anschluss dafür, unreflektierte Denkmuster aufzubrechen. So seien Führungskräfte gar nicht in der Lage, die Entwicklung ihrer Unternehmen im Griff zu behalten. Kontrolle sei bloße Fiktion. Der Inhaber des Lehrstuhls für internationales Management an der Universität der Bundeswehr in München warb deshalb für eine neue Bescheidenheit im Selbstverständnis von Führungskräften. Diese müssten akzeptieren, dass Unternehmen als komplexe Systeme nicht steuerbar seien. Überdies sollten sie die Souveränität an den Tag legen, nicht immer Recht haben zu müssen. „Die höchste Stufe von Leadership ist es, sich selbst obsolet und nicht unersetzlich zu machen“, unterstrich Prof. Wüthrich. Wie Dr. Goldschmidt setzte sich auch der Ökonom für mehr Vielfalt in den Unternehmen ein und kritisierte das Prinzip der Assessment-Center, das dazu führe, dass sich die Mitarbeiter in Organisationen immer ähnlicher würden. Weil Vielfalt aber erfolgsentscheidend sei, „müssen wir den Mut haben, Menschen zu rekrutieren, die nicht zu uns passen“.
Zuletzt sprach Olivier Harnisch über die beachtlichen Veränderungen in seiner Karriere. Der Hotelmanager, der es vom Hilfskellner zum Hilton-Chef in Nord- und Zentraleuropa geschafft hat, erklärte sein Erfolgsrezept: „Mit einer offenen Haltung, Demut und geistiger Flexibilität lässt sich alles bewältigen.“ Angesprochen auf die bevorstehende Eröffnung des zur Hilton-Gruppe gehörigen Waldorf Astoria im November betonte der 45-Jährige: „Wir sind sehr optimistisch.“ Das Luxushotel liegt in der Nähe des Bahnhofs Zoo, eine Gegend, die früher als sozialer Brennpunkt galt. Stadtviertel entwickelten sich indes sehr dynamisch, so Harnisch. Die Wahrnehmung der Gegend sei heute anders als noch vor drei Jahren. „Wir haben die richtige Stadt und den richtigen Standort. Das Hotel wird Maßstäbe setzen.“ In diesem Kontext betonte auch Harnisch den Faktor Mensch: „Die größten Investitionen führen zu nichts, wenn die Mitarbeiter nicht mit Begeisterung zu Werke gehen.“
Über DIE FÜHRUNGSKRÄFTE
Der Berufsverband DIE FÜHRUNGSKRÄFTE (DFK) ist die branchenübergreifende Stimme der Führungskräfte in Deutschland. Der Berufsverband vertritt bundesweit rund 25.000 Führungskräfte des mittleren und höheren Managements auf politischer und wirtschaftlicher Ebene. Kernthemen sind dabei Arbeitsrecht und Arbeitsmarktpolitik, Sozialrecht und Sozialpolitik, Steuer- und Bildungspolitik sowie Umweltthemen. Darüber hinaus besetzt der Verband Branchenthemen u.a. aus den Bereichen Energie, Metall/Elektro, Stahl, Telekommunikation, Finanzen und Versicherungen. Die Mitglieder erhalten eine umfassende Unterstützung auf ihrem Karriereweg z.B. in Form von juristischer Beratung und Vertretung, vielfältigen Weiterbildungsangeboten und aktuellen Informationen aus dem Berufsleben. Zudem bietet der DFK über seine Regional- und Fachgruppen ein gut gepflegtes und weit verzweigtes Kontaktnetzwerk. Der Berufsverband ist in 21 Regionalgruppen unterteilt und hat seine Hauptgeschäftsstelle in Essen. Weitere Geschäftsstellen sind in Frankfurt, Hamburg und Stuttgart. In Berlin ist der Berufsverband mit einer Hauptstadt-Repräsentanz vertreten.