(ots) - Späte Einsicht
Kleinlaut fügt sich die Bundesregierung in die Realitäten. Zu
Beginn des Afghanistan-Einsatzes war wortreich von Wiederaufbau,
Menschenrechten und neuen, besseren staatlichen Strukturen die Rede.
Jetzt - fast elf Jahre und viele Tote später - heißt es, Afghanistan
sei ein Schadensfall, und man müsse sich in fragilen Staaten
pragmatischer auf die Lage vor Ort einstellen. Eine späte Einsicht.
Bemerkenswert ist auch die Festlegung, die Regierung solle keine
zu großen Hoffnungen wecken. So viel Realismus dürfte bei künftigen
Entscheidungen über Einsätze der Bundeswehr nicht ohne Auswirkung
bleiben. Denn je geringer die Erfolgsaussichten, desto schwerer fällt
die Zustimmung zu solch riskanten und kostspieligen Operationen.
Doch auch wenn am Hindukusch viele Erwartungen enttäuscht worden
sind - ein Fortschritt bleibt. Die Bundesrepublik will künftig
klassische Diplomatie, Entwicklungshilfe und militärische Potenziale
enger vernetzen. Genau hinsehen, hartnäckig verhandeln, langfristig
helfen - das ist die richtige Strategie, um fragile Staaten auf einen
neuen Kurs zu bringen. Ihnen im Schnellkurs und womöglich auch noch
als Interventionsmacht fremde Werte überstülpen zu wollen birgt
dagegen stets das Risiko des Scheiterns.
Militäreinsätze sollten indessen nur das allerletzte Mittel sein -
etwa wenn humanitäre Katastrophen oder Völkermord drohen.
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