(ots) - Die Qual der Wahl
Es ist noch gar nicht so lange her, da galt Georgien bei
westlichen Politikern als demokratischer Leuchtturm unter den
Ex-Sowjet-Republiken. Genauer gesagt 2005, als der frühere
US-Präsident George W. Bush nur lobende Worte fand. Der ist
mittlerweile genauso Geschichte wie Georgiens Tage als
Vorzeigedemokratie. Der mit Russland vom Zaun gebrochene Krieg, jetzt
die Folterbilder aus georgischen Gefängnissen und die Schikanierung
der Opposition: Mittlerweile dürfte auch dem Letzten klar sein, dass
der als prowestlich geltende Präsident Saakaschwili in seiner Heimat
ein Staatswesen nach russischem Vorbild geschaffen hat. Ausgerechnet
beim "lupenreinen Demokraten" Putin hat er abgekupfert.
Von diesem Standpunkt aus scheint es gerechtfertigt, beim
Urnengang von der Qual der Wahl zu sprechen. Gegenkandidat und
Multimilliardär Iwanischwili wird immer wieder vorgeworfen, Georgien
näher an Russland heranführen zu wollen. Das mag zu Teilen Propaganda
der Gegenseite sein. Doch Zweifel scheinen angebracht angesichts der
Tatsache, dass der Kandidat und reichste Mann Georgiens sein Vermögen
in Russland gemacht hat. Zu seinem Verhältnis zum Nachbarland schwieg
er im Wahlkampf beharrlich.
So oder so steht damit zu befürchten, dass nach der Wahl die
demokratische Strahlkraft des kleinen Landes noch weiter nachlässt.
Zumindest aber wird der Abstand zum Westen danach größer sein als
zuvor.
Pressekontakt:
Neue Osnabrücker Zeitung
Redaktion
Telefon: +49(0)541/310 207