(ots) - Pressemitteilung
Abfrage der Deutschen Umwelthilfe unter allen 16 Bundesländern
zeigt: Deutsche Schulen hinken bei Vermittlung von Kompetenzen zu
nachhaltiger Entwicklung hinterher - Appell an Kultusminister:
UN-Dekaden "Bildung für nachhaltige Entwicklung" und "Biologische
Vielfalt" müssen stärker in der Schulpolitik verankert werden
Kinder und Jugendliche lernen im Unterricht zu wenig über die
biologische Vielfalt, ihren Schutz und ihre nachhaltige Nutzung. Zu
diesem Ergebnis kommt eine Umfrage der Deutschen Umwelthilfe e.V.
(DUH) unter allen 16 Bundesländern. Angesichts der morgen
beginnenden, zweitägigen Kultusministerkonferenz in Hamburg fordert
die Umweltschutzorganisation deshalb eine entschlossenere Umsetzung
der UN-Dekaden "Bildung für nachhaltige Entwicklung" (BNE) und
"Biodiversität" in der Schulpolitik. Ziel der von 2005 bis 2014
ausgerufenen Dekade BNE ist es, allen Menschen die Möglichkeit zu
verschaffen, sich Wissen und Verhaltensweisen anzueignen, die für
eine weltweit nachhaltige Entwicklung erforderlich sind. Die DUH
mahnte außerdem, die von der UN-Generalversammlung vor zwei Jahren
ausgerufene "Dekade zur Biologischen Vielfalt" (2011 bis 2020)
stärker zu berücksichtigen.
"Der Erhalt der biologischen Vielfalt ist entscheidend für eine
nachhaltige Entwicklung. Er kann aber nur gelingen, wenn alle
Menschen sich darüber bewusst werden, dass sie eine unverzichtbare
Lebensgrundlage darstellt", sagte Ulrich Stöcker, Leiter der
Abteilung Naturschutz bei der DUH. Er forderte die Kultusminister der
Länder auf, die Weichen bei der Bildungsarbeit neu zu stellen. "Die
Kultusministerkonferenz muss dafür sorgen, dass die Themen
Nachhaltigkeit und biologische Vielfalt viel stärker in den
Lehrplänen und im tatsächlichen Unterricht verankert werden als das
bislang der Fall ist. Stöcker betonte, es sei dringend an der Zeit,
die Auswirkungen vorherrschender Konsummuster auf Wertorientierungen,
Gewohnheiten und Verhaltensweisen auf die biologische Vielfalt auch
in der Bildung viel stärker zu berücksichtigen.
Die DUH hatte im März 2012 die Kultusministerien der Länder
angeschrieben, um herauszufinden, ob und in welchem Ausmaß die Themen
BNE und Biologische Vielfalt im schulischen Lernen eine Rolle
spielen. Die Ergebnisse der Umfrage zeigen, dass die vorhandenen
Strukturen bislang nicht ausreichen, um die Ziele der UN-Dekade in
die schulischen Abläufe zu integrieren. Zwar gebe es zahlreiche gute
Praxis-Projekte, die das Bewusstsein für den Erhalt der biologischen
Vielfalt unter Kindern und Jugendlichen steigern. Jedoch fehle die
verbindliche Verankerung in Bildungs¬plänen und -standards
weitestgehend. Aus Sicht der DUH sollte die Bedeutung einer
nachhaltigen Entwicklung und Nutzung der biologischen Vielfalt sowie
der Notwendigkeit ihres Schutzes vor allem durch einen
fächerübergreifenden Unterricht vermittelt werden. Dieser sei trotz
stärker kompetenzorientierter neuer Rahmenpläne in Deutschland immer
noch die absolute Ausnahme.
Auch die Studie "Naturbewusstsein 2011" des Bundesministeriums für
Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit und des Bundesamts für
Naturschutz kommt zu dem Schluss, dass für über 75 Prozent der
Deutschen Schutz und Erhalt der Biodiversität in ihren Einstellungen
und für ihre Handlungsbereitschaft bislang nur eine geringe Rolle
spielen. Entsprechend groß sei der Handlungsbedarf, besonders
Heranwachsende jetzt mit den Themen Schutz und nachhaltige Nutzung
der biologischen Vielfalt vertraut zu machen. "Damit die Erwachsenen
von morgen heute lernen, was sie für den Erhalt unserer Natur und
Umwelt tun können, ist es wichtig, dass der Bildungs- und
Ausbildungsbereich und vor allem die Schulen auf eine konkrete und
handlungsorientierte Wissensvermittlung setzen", sagt Ines Wittig,
Projektmanagerin Naturschutz und Umweltbildung bei der DUH.
Dass die Umsetzung der beiden UN-Dekaden und ihr Zusammenwirken
dringend notwendig sind, wurde auch bei einer UNESCO-Veranstaltung
unter Beteiligung der DUH am Rande des vom 8. bis 19. Oktober
stattfindenden UN-Gipfels zur biologischen Vielfalt im indischen
Hyderabad deutlich. Laut UNESCO verbinde die UN-Dekade BNE
(2005-2014) in Bildung und Ausbildung wichtige Fragestellungen zu
Ökosystemen und Lebensunterhalt sowie zu Zusammenspiel von Natur und
Kultur, Gesellschaft und Wirtschaft. Entscheidend sei es dabei
aufzuzeigen, wie wir aktiv werden können, ohne unsere Lebensqualität
zu beeinträchtigen.
Ein ausführliches Hintergrundpapier zur DUH-Länderabfrage, den
beiden UN-Dekaden, zu Bildung für nachhaltige Entwicklung und zu
Biologischer Vielfalt sowie zur "Naturbewusstseinsstudie 2011" finden
Sie im Internet unter
http://www.duh.de/pressemitteilung.html?&tx_ttnews[tt_news]=2944.
Pressekontakt:
Ulrich Stöcker, Leiter Naturschutz (bis zum 20. Oktober 2012 in
Hyderabad) Mobil Indien: 0091-8179212018, E-Mail: stoecker(at)duh.de
Ines Wittig, Projektmanagerin Naturschutz und Umweltbildung
Mobil: 0160 5321056 E-Mail: wittig(at)duh.de
Daniel Eckold, Pressesprecher, Hackescher Markt 4, 10178 Berlin
Tel.: 030 2400867-22, Mobil: 0151 55017009, E-Mail: eckold(at)duh.de