(ots) - Der Hirsch und der Mensch: Es ist keine einfache
Beziehung! Anlässlich des 6. Rotwildsymposiums, das die Deutsche
Wildtier Stiftung vom 18. bis 20. Oktober bei Dresden veranstaltet,
beleuchtet sie das schwierige Verhältnis zwischen Menschen und
Hirschen. Die neunte Folge dieser Serie beschreibt den Rothirsch im
Spannungsfeld mit dem Jäger.
Die Jagd auf den Rothirsch ist für die meisten Jäger der
emotionale Höhepunkt des "Waidwerks". Doch nicht das Erbeuten einer
Trophäe sollte im Mittelpunkt stehen, sondern die sinnvolle Bejagung
der gesamten Rotwildpopulation. Jagd ist notwendig, damit der
Tierbestand nicht zu groß wird und die Interessen der Land- und
Forstwirtschaft berücksichtigt werden. Außerdem dient die Jagd dazu,
Wildfleisch als ein besonders hochwertiges Lebensmittel zu gewinnen.
Doch nicht nur die erlegten Tiere sind "Opfer" der Jagd. Die Jagd
hat Nebeneffekte, die ein Laie kaum erahnt. Sie ist beispielsweise
immer mit bedeutenden Störungen verbunden. "Die Witterung des Jägers,
also sein menschlicher Geruch, bleibt für die Tiere noch viele
Stunden nach der Jagd wahrnehmbar und signalisiert dem Tier Gefahr",
sagt Hilmar Freiherr von Münchhausen, Geschäftsführer der Deutschen
Wildtier Stiftung. Durch hohen Jagddruck wird Rotwild sehr scheu und
zieht sich zurück. Die Tiere verlassen dann nur noch nachts das
Dickicht und fressen tagsüber die jungen Bäume in ihrer direkten
Umgebung. "Je scheuer die Tiere werden, umso größer werden die
Fraßeinwirkungen im Wald", so Baron Münchhausen weiter. Obendrein
wird die Jagd auf die Tiere schwieriger, wenn sie sich immer weiter
in den Wald zurückziehen.
Dieser Teufelskreis hat dazu geführt, dass Deutschland im
europäischen Vergleich besonders lange Jagdzeiten hat. Vor allem in
den Wintermonaten provoziert die Jagd Schäden im Wald. Bei Eis und
Schnee reduzieren Rothirsche ihren Stoffwechsel, um so wenig Energie
wie möglich zu verbrauchen. Werden sie dann durch die Jäger gestört,
steigt ihr Nahrungsbedarf, den sie in der vegetationslosen Jahreszeit
gezwungenermaßen mit Baumrinde und jungen Bäumen decken. Wenn dann
auch noch nachts gejagt wird, trauen sich die Tiere überhaupt nicht
mehr aus dem schützenden Dickicht und führen ein Leben im
Verborgenen. "Der Einfluss des Wildes auf die Verjüngung der
Waldbaumarten wird so immer größer", sagt Baron Münchhausen.
Die Deutsche Wildtier Stiftung fordert daher von den Jägern, die
Jagd auf Rotwild so effizient wie möglich zu gestalten. "Die
Jagdzeiten in Deutschland müssen verkürzt werden. Im Januar und
Februar sollte kein Rotwild gejagt werden. Der Schwerpunkt der
Rotwildjagd muss in den Monaten September, Oktober und November
liegen und darf nicht nachts erfolgen", fordert Hilmar Freiherr von
Münchhausen.
Auch lokale Konzentrationen von Rotwild, die zum Teil durch Jäger
provoziert werden, können zum Problem werden. "Örtlich vorkommende
Missstände, wie zum Beispiel die Jagd an ausgelegten Futtermitteln,
müssen auf die Tagesordnung von Hegegemeinschaften", so Baron
Münchhausen. Gut funktionierende Hegegemeinschaften sind für die
Deutsche Wildtier Stiftung der Schlüssel für eine verbesserte
Jagdpraxis und das Einhalten gesetzlicher Vorgaben. Durch
Weiterbildung, Erfahrungsaustausch und gegenseitige Kontrolle können
Hegegemeinschaften wesentlich dazu beitragen, dass der hohe Anspruch
an ein ethisch korrektes Jagen auch gelebt wird.
Das 6. Rotwildsymposium der Deutschen Wildtier Stiftung findet vom
18. bis 20. Oktober 2012 bei Dresden statt. Im Mittelpunkt stehen
Hegegemeinschaften. Sie sind für die Deutsche Wildtier Stiftung eine
geeignete Organisationsform, um die Bedürfnisse des Rotwildes mit den
Interessen von Landnutzern in Einklang zu bringen. Weitere
Informationen finden Sie unter: www.Deutsche Wildtier Stiftung.de
Pressekontakt:
Eva Goris, Deutsche Wildtier Stiftung, e.goris(at)dewist.de, Tel. 040/
733391874