(ots) - Die Weltnaturschutzkonferenz im indischen
Hyderabad hat aus Sicht des NABU trotz denkbar schlechter
Voraussetzungen kleine Erfolge für den weltweiten Schutz der
biologischen Vielfalt gebracht. Der große Wurf, um dem weltweiten
Artensterben rasch etwas entgegenzusetzen, bleibt jedoch aus.
Auf Messers Schneide stand die Weltnaturschutzkonferenz noch kurz
vor Ende wegen der Finanzierungsfrage. Laut NABU müssen die
weltweiten Naturschutz-Hilfen an die Entwicklungsländer von vier
(Referenzperiode 2006-2010) auf im Schnitt 11 Milliarden Euro erhöht
werden - ebenso müssen die Eigenleistungen der Entwicklungsländer
steigen. Die afrikanischen Staaten hatten letzteres bereits zu Anfang
der Konferenz zugesagt.
Die Industriestaaten sollten bis 2015 zumindest auf acht
Milliarden Euro weltweite Hilfen für den Biodiversitätsschutz kommen,
um auf einem guten Weg zu bleiben. Zusätzlich zu bereits eingeplanten
Mitteln wären hierfür nur etwa 300 bis 400 Millionen Euro von der EU
nötig, um dieses wichtige Zeichen bis 2015 zu setzen. "Dies wäre
wirklich nur ein kleiner Schritt angesichts dessen was die Europäer
für andere Dinge ausgeben - aber ein großer für den weltweiten
Naturschutz", sagte NABU-Präsident Olaf Tschimpke.
Unter dem Eindruck der Finanzkrise wollten sich die EU sowie
andere Industriestaaten auch in den letzten Stunden bisher aber kaum
auf die Entwicklungsländer zubewegen. Dies kritisiert der NABU
scharf. Unabhängig von der Finanzfrage bewertet es der NABU als
wichtigen Erfolg, dass für die vor zwei Jahren im japanischen Nagoya
vereinbarten 2020-Ziele zur Rettung der biologischen Vielfalt eine
Reihe von Indikatoren verabschiedet wurden. So müssen die Staaten
regelmäßig melden, wie viele Schutzgebiete sie ausgewiesen haben,
oder wie weit sie beim Abbau umweltschädlicher Subventionen sind. Der
Dachverband des NABU, BirdLife International, wird jedes Jahr die
Rote Liste der bedrohten Vogelarten aktualisieren und viele weitere
Daten zum Zustand der Artenvielfalt liefern. Damit können künftig die
Fortschritte, oder Rückschritte, der einzelnen Länder im Naturschutz
gemessen werden.
Außerdem bekennen sich die über 190 Staaten der Erde zu weiteren
Schritten beim Schutz der Tiefsee: Um zehn Prozent der Meere unter
Schutz zu stellen, werden nun auch die wertvollsten Gebiete außerhalb
der nationalen Grenzen identifiziert. Gerade diese sind bisher völlig
schutzlos. Allerdings werde es noch - je nach Region - fünf bis zehn
Jahre dauern, bis das Schutzgebietsnetz auf der Hohen See wirklich
umgesetzt wird.
Brasilien scheiterte mit dem Versuch, die Belange der biologischen
Vielfalt aus der Klimapolitik herauszuhalten: Auch künftig müssen
Naturschutzaspekte zumindest gehört werden, wenn es um Biokraftstoffe
oder die Aufforstung von Wäldern als Treibhausgasspeicher geht.
Der NABU lobte die Rolle der Bundesregierung und der Europäischen
Union besonders beim Meeres- und beim Waldschutz.
Die nächste UN-Naturschutzkonferenz findet 2014 voraussichtlich in
Südkorea statt.
Für aktuelle Einschätzungen der Verhandlungen,
Hintergrundinformationen und Interviews stehen Ihnen Konstantin
Kreiser und NABU-Präsident Olaf Tschimpke in Hyderabad zur Verfügung.
Der NABU twittert aus den Verhandlungen unter: twitter.com/NABU_de.
Die NABU-Forderungen und weitere Informationen zum
Weltnaturschutzgipfel in Indien (CBD-COP 11):
www.NABU.de/themen/naturschutz/vielfalt/cop11
Originaltext vom NABU
Pressekontakt:
Konstantin Kreiser, NABU-Experte für Internationale
Biodiversitätspolitik, in Hyderabad mobil erreichbar:+ 91-8897240857
NABU-Pressestelle, Tel. 030-284984-1510, -1952, -1722, mobil
0173-9305515. Telefax: 0 30.28 49 84-2500, E-Mail: Presse(at)NABU.de