(ots) - Schlicht gestrickt
Ohne zu zögern, erklärt Innenminister Friedrich Asylbewerber aus
Serbien und Mazedonien generell zu "Wirtschaftsflüchtlingen", die das
deutsche Asylrecht missbrauchen. Da schwingt eine moralische Empörung
mit, die zu nichts weiter zu gebrauchen ist als zur Stimmungsmache
gegen eine ganze Volksgruppe. Denn dass es vornehmlich Sinti und Roma
sind, die aus den Balkan-Ländern nach Deutschland kommen, weiß
Friedrich, auch wenn er es so nicht sagt.
Angesichts der auffallend gestiegenen Asylbewerberzahl hätten er
und seine Sekundanten, anstatt loszupoltern, auch eine ganz andere
Debatte eröffnen können: Wieso leben immer noch so viele Sinti und
Roma mitten in Europa so sehr am Rande der Gesellschaft, dass sie
ihre Heimat verlassen?
Die Betroffenen erleben schlechten oder gar keinen Zugang zur
höheren Bildung, Wohnverhältnisse zum Teil fast wie in Slums,
Arbeitslosigkeit - und vielerorts offene Anfeindungen und
Diskriminierung: Hinter den Zahlen steckt viel mehr, als in den
schlicht gestrickten Szenarien des Ministers erkennbar wird.
Gerade erst ist in Berlin das Mahnmal für die in der NS-Zeit
ermordeten Sinti und Roma eingeweiht worden. Zu diesem Symbol würde
es besser passen, wenn europaweit mehr über Maßnahmen gegen
Ausgrenzung gesprochen würde. Stattdessen werden die Asylbewerber mit
dem Hinweis auf ihre "sicheren Herkunftsstaaten" pauschal als
Simulanten diskreditiert.
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