(ots) - Chronische Überschätzung
Es kann ja sein, dass ein internationaler Militäreinsatz in Mali
irgendwann oder vielleicht auch schon bald einmal sinnvoll erscheint.
Nicht einleuchten mag aber, weshalb Bundespolitiker und Bundeswehr
schon wieder so schnell Gewehr bei Fuß standen, um sich in welcher
Form auch immer zu beteiligen.
Allzu rasch sind deutsche Auslandseinsätze von der umstrittenen
Ausnahme zur scheinbar unausweichlichen Normalität geworden.
Aufstockung im Kosovo? Kein Problem. 30 Millionen Euro im Jahr für
Marine-Patrouillen vor dem Libanon? Gibt Deutschland gerne aus.
"Humanitäre Nothilfe" der Bundeswehr im umkämpften Syrien? Hielt das
Verteidigungsministerium im Sommer ernsthaft für denkbar. Und nun
Mali: Eine deutsche Beteiligung sei durchaus möglich.
Manchmal scheinen Einsatzorte und -ziele geradezu gesucht zu
werden. Es winken Aufmerksamkeit und Aufgaben. Aber die Bundeswehr
ist keine Einrichtung, die es irgendwie auszulasten gilt. Ein Land
sollte seine Armee nicht haben, um sie so oft wie möglich einzusetzen
- sondern um sie, im Gegenteil, am besten gar nicht zu gebrauchen.
Zu groß ist offenbar die Versuchung geworden, friedliche Mittel
einerseits nicht auszuschöpfen, militärische andererseits
überzubewerten. Im Fall Mali ist zudem die Afrikanische Union
gefragt. Die Warnung des Bundeswehrverbandes vor Verschleierung und
Verharmlosung kam deshalb zur rechten Zeit.
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