(ots) - Der türkische Ministerpräsident Erdogan ist ein
schwieriger Gast. Aber alleine drei Millionen in Deutschland lebende
Menschen mit türkischen Wurzeln sind Verpflichtung genug für Berlin,
ein aufgeschlossener Gastgeber zu sein. Es stoßen Welten
aufeinander:Noch vor 14 Jahren wurde Erdogan von einem türkischen
Gericht wegen Nähe zu militantem islamischem Gedankengut verurteilt.
Noch vor viereinhalb Jahren sagte er in Köln, Assimilierung sei ein
Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Erdogan habe sich vom militanten
Islam abgewendet, behaupten manche Beobachter. Andere, gerade in der
EU, sind überzeugt, dass er die Türkei als Führungsnation der
islamischen Welt etablieren würde, wenn er könnte. Erdogan ist ein
unsicherer Kantonist, und diese Unsicherheit prägt auch die
außenpolitischen Beziehungen seines Landes. Erdogan drängt derzeit
auch deshalb, weil sein Land ausgezeichnete Wirtschaftszahlen
vorweisen kann. Das allerdings ist nicht das Entscheidende, schon gar
nicht ist es ein Grund zur Ãœberheblichkeit. In der Frage der
Menschenrechte, vor allem der Presse- und Meinungsfreiheit, ist die
Türkei noch lange nicht auf dem Stand, den man sich von einem
EU-Mitglied wünscht. Allerdings sind auch Rumänien und Bulgarien in
der EU. Ungelöst sind die Zypern- und die Kurdenfrage. Die
Distanziertheit Angela Merkels resultiert daraus, dass sie keine alle
zufriedenstellende Lösung hat, weil es keine gibt. Doch letztlich
führt kein Weg an diesem Gedanken vorbei:Das Nato-Land Türkei ist
kooperativ, groß und wichtig trotz Erdogan, trotz - oder gerade wegen
- islamischer Herrschaftsbestrebungen. Es wäre vermutlich
verhängnisvoll für die EU, für Ankara die Türen auf immer geschlossen
zu halten.
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Florian Giezewski
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