(ots) - Putins Spiel mit dem Feuer
Rassismus, Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit prägen nicht
erst seit gestern die Schattenseiten der russischen Gesellschaft.
Seit Jahren beklagen Menschenrechtler, Opferanwälte und
Migrantenverbände rechtsextreme Parolen, Diskriminierung von
Gastarbeitern und Gewalt gegen Menschen aus Zentralasien und dem
Kaukasus. Neu ist hingegen, dass das ultranationalistische
Gedankengut bereits Teile der Mittelschicht erfasst hat.
Auf dem "Russischen Marsch" skandierten gestern nicht nur dumpfe
Neofaschisten und Hooligans aus den Vorstadtgettos ihre hohlen
Sprüche. Unter den Protestierern waren auch Tausende Bürger, die die
Zuwanderer zunehmend als Billiglohn-Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt
spüren. Anderen wiederum ist die Ausbreitung des Islam ein Dorn im
Auge. Weil es keine Visumspflicht zwischen Moskau und den
Ex-Sowjetstaaten in Mittelasien gibt, strömen Migranten in russische
Großstädte. Dort arbeiten sie oft ohne Papiere für einen Hungerlohn
auf dem Bau und auf Märkten.
Präsident Wladimir Putin lässt diesen Zustrom einerseits zu, weil
die Wirtschaft von den billigen Arbeitskräften profitiert.
Andererseits erlaubt er nach vier Jahren erstmals wieder den Marsch
der Rechtsextremen. Sicherlich, um diese Gruppe durch Polizei und
Geheimdienst zu kontrollieren. Aber auch, um einen Keil in die
Oppositionsbewegung zu treiben. Ein Spiel mit dem Feuer, das
gefährlich werden kann.
Pressekontakt:
Neue Osnabrücker Zeitung
Redaktion
Telefon: +49(0)541/310 207