(ots) - Gemeinsame Pressemitteilung der Bundesvereinigung
der Deutschen Arbeitgeberverbände, des Bundesverbandes der Deutschen
Industrie e.V., des Deutschen Industrie- und Handelskammertages, des
Zentralverbandes des Deutschen Handwerks, des Bundesverbandes der
Freien Berufe, des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie,
des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, des
Bundesministeriums für Arbeit und Soziales, der Beauftragten der
Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration, der
Kultusministerkonferenz und der Bundesagentur für Arbeit.
Nach dem Ende des Berufsberatungsjahres am 30. September 2012 und
dem Start der Nachvermittlung geben die Partner des Ausbildungspaktes
und die Bundesagentur für Arbeit die folgende gemeinsame Einschätzung
zur Lage auf dem Ausbildungsmarkt ab:
Insgesamt gute Situation auf dem Ausbildungsmarkt
Die Situation auf dem Ausbildungsmarkt ist für viele junge
Menschen auch 2012 positiv. Zur Sicherung des Fachkräftebedarfs und
unterstützt durch die stabile konjunkturelle Lage haben die Betriebe
ihr Ausbildungsangebot erneut leicht erhöht. Gleichzeitig ist die
Zahl der Bewerber leicht gestiegen. Ende September waren allerdings
mehr unbesetzte Stellen als unvermittelte Bewerber gemeldet. In
vielen Branchen und Regionen konnten Betriebe keine passenden
Bewerber finden. Für schwächere Jugendliche gestaltet sich der
direkte Einstieg in Ausbildung jedoch nach wie vor schwierig.
Im Berufsberatungsjahr 2011/2012 wurden bei den Agenturen für
Arbeit und Jobcentern insgesamt 517.100 Ausbildungsstellen gemeldet,
das waren annähernd so viele wie im Vorjahr (-0,5 Prozent). Bei den
betrieblichen Ausbildungsplätzen betrug der Zuwachs 2,1 Prozent, die
Zahl der gemeldeten außerbetrieblichen Ausbildungsplätze sank
hingegen erheblich. Die Zahl der gemeldeten Bewerber stieg, auch als
Folge doppelter Abiturjahrgänge, um 16.800 auf 559.900 (+3,1 Prozent)
an. Der demographische Effekt konnte dadurch in diesem Jahr
kompensiert werden. Die Zahlen nicht-studienberechtigter
Schulabgänger - den Hauptnachfragern nach Ausbildungsplätzen sind
aber nach wie vor rückläufig (-1,6 Prozent gegenüber 2011).
Zum 30.9. sind erneut mehr unbesetzte Ausbildungsplätze (33.300)
als unversorgte Bewerber (15.700) vorhanden. Dabei fällt sowohl die
Zahl der unversorgten Bewerber als auch die Zahl der unbesetzten
Stellen höher aus als im Vorjahr. Der Überhang an Stellen (17.600)
hat sich gegenüber dem Vorjahr etwas verringert (Stellenüberhang
2011: 18.400).
In Industrie und Handel wurden bis Ende September 322.806
Ausbildungsverträge, das sind 5.700 (-1,7 Prozent) weniger als im
Vorjahr, und im Handwerk 137.646 Ausbildungsverträge abgeschlossen -
ein Rückgang gegenüber dem Vorjahr um 4.145 ( 2,9 Prozent). Bei den
Freien Berufen wurden 42.703 Verträge abgeschlossen, ein Minus von
428 (-1,0 Prozent).
Die Aktivitäten zur Nachvermittlung von Arbeitsagenturen,
Jobcentern, Kammern und Verbänden laufen seit Wochen: Dazu gehören
vor allem Einladungen zur Nachvermittlung und
Last-Minute-Lehrstellenbörsen. Eine individuelle Beratung und
Vermittlung findet auch dann statt, wenn aufgrund der regional
geringen Zahl an unversorgten Jugendlichen in einigen Regionen keine
gesonderten Nachvermittlungs¬aktionen mehr erfolgen. Die Vermittlung
in betriebliche Ausbildung steht dabei im Vordergrund.
Insgesamt wurden bis Ende September von den Kammern und Verbänden
59.500 neue Ausbildungsplätze eingeworben. 35.300 Betriebe konnten
erstmalig für Ausbildung gewonnen werden. Für die
Einstiegsqualifizierungen (EQ) stellten die Betriebe bis Ende
September 16.615 Plätze zur Verfügung, davon stehen 4.062 Plätze
förderungsbedürftigen Jugendlichen zur Verfügung (EQ Plus). Die
endgültigen Ergebnisse liegen im Februar 2013 vor.
Diese Entwicklungen zeigen, dass es immer wichtiger wird, Bewerber
und Betriebe passgenau zusammen zu führen. Die Paktpartner
bekräftigen ihr Ziel, beide Seiten dabei zu unterstützen.
Positiv hervorzuheben ist, dass die Zahl der Jugendlichen, die
sich bereits in früheren Jahren um eine Ausbildung bemüht haben
(Altbewerber), um 3,3 Prozent gesunken ist. Dennoch gelingt vielen
schwächeren jungen Menschen nach wie vor kein unmittelbarer Einstieg
in Ausbildung.
Vor diesem Hintergrund haben die Partner des Ausbildungspaktes
heute die Gemeinsame Erklärung "Junge Menschen beim Übergang in
betriebliche Ausbildung gezielt unterstützen" verabschiedet: Im
Übergangsbereich sollen die vielfältigen Angebote besser aufeinander
abgestimmt und dort, wo es sinnvoll ist, gebündelt werden. Ziel ist,
junge Menschen ohne Umwege in eine Ausbildung und zu einem
Berufsabschluss zu führen. Für förderungsbedürftige Jugendliche gilt
es, betriebliche Angebote in der Ausbildungsvorbereitung stärker
einzusetzen.
Angesichts der aktuellen Situation auf dem Ausbildungsmarkt setzen
die Partner des Ausbildungspaktes und die Bundesagentur für Arbeit
ihre Anstrengungen fort, alle Potenziale auf dem Ausbildungsmarkt zu
erschließen. So sollen mit der Informationsoffensive "Berufliche
Bildung - praktisch unschlagbar" (www.praktisch-unschlagbar.de)
verstärkt auch leistungsstarke Jugendliche für die duale
Berufsausbildung gewonnen werden.
Gemeinsame Erklärung der Partner des Ausbildungspaktes: "Junge
Menschen beim Ãœbergang in betriebliche Ausbildung gezielt
unterstützen"
Der Ausbildungspakt will die Chancen junger Menschen beim Ãœbergang
von der Schule in betriebliche Ausbildung verbessern. Dazu ist die
Vorbereitung auf diesen Ãœbergang von zentraler Bedeutung. Ein
wesentliches Ziel der allgemeinbildenden Schule ist es, die
Ausbildungsreife sicherzustellen und - in Zusammenarbeit mit Partnern
- eine fundierte und möglichst frühzeitige Berufsorientierung zu
vermitteln.
Erfreulicherweise hat sich die Zahl der Eintritte in den
Übergangsbereich in den letzten Jahren deutlich reduziert (Rückgang
um rd. 120.000 gegenüber 2005). Dennoch sehen die Paktpartner
weiterhin Handlungsbedarf, da auch 2011 immer noch knapp 300.000
Jugendliche in einer Vielzahl von unterschiedlichen Maßnahmen
eingemündet sind. Diese Maßnahmen werden grundsätzlich von den
jeweiligen Akteuren mit viel Engagement durchgeführt. Häufig fehlt
jedoch ein Überblick über die unterschiedlichen Aktivitäten und ihre
Wirksamkeit.
Ausbildungsreife Jugendliche sollten direkt in eine betriebliche
Ausbildung integriert werden. Besonderer Unterstützung bedürfen jene
Schulabgänger, die keinen direkten Zugang in betriebliche Ausbildung
finden. Die Paktpartner sind sich einig, dass es diesen
Unterstützungsbedarf trotz demographischer Entwicklung und steigender
Ausbildungschancen schwächerer Jugendlicher weiterhin geben wird.
Auch diese Jugendlichen sollen so rasch wie möglich und ohne Umwege
in eine Berufsausbildung und zu einem Berufsabschluss geführt werden.
Dazu benötigen schwächere Jugendliche eine besonders intensive
Betreuung und Beratung sowie passgenaue Angebote.
Optimale Übergänge sind nur möglich, wenn die Angebote im
Ãœbergangsbereich transparent und effizient sind. Hierzu ist
erforderlich, dass die vielfältigen Programme und Förderinstrumente
besser aufeinander abgestimmt und dort, wo es sinnvoll ist, gebündelt
werden. Dabei sollen die Rahmenbedingungen und regionalen
Bedarfslagen auch unterschiedliche Lösungen ermöglichen. Als
Netzwerkplattform und Analyseinstrument kann der Arbeitsmarktmonitor
der Bundesagentur für Arbeit dienen. Gefragt sind in diesem Prozess
verschiedene Ebenen und Akteure: Bund, Länder und kommunale Ebene,
sowie Arbeitsverwaltung, Wirtschaft, Schule, Jugendhilfe etc..
Die Paktpartner verfolgen nachstehende Ziele:
- frühzeitige und flächendeckende Berufsorientierung für alle
Schüler und Schülerinnen sicherstellen
- durch frühzeitige Beratung und individuelle Betreuung
Schulabschluss/Ausbildungsreife erreichen und Kompetenzen der
Jugendlichen beispielsweise durch Potenzialanalysen transparent
machen,
- Ausbildungsvermittlung weiter verbessern, Mobilität unterstützen
und Jugendliche und Betriebe passgenau zusammenbringen,
- betrieblichen Angeboten in Berufsvorbereitung und Ausbildung den
Vorrang geben und bei Bedarf mit Hilfe passgenauer
Unterstützungsangebote stärken,
- Maßnahmen passgenau und mit individueller Förderung gestalten
sowie praxisnah ausrichten,
- Verzahnungen schaffen sowie Qualifizierungswege im
Ãœbergangsbereich durch Ausrichtung an den Inhalten der
Ausbildungsordnungen zeitlich anrechnungsfähig und
anschlussfähig gestalten
- Bildungswege am Ãœbergang kontinuierlich begleiten
- Transparenz über Maßnahmen herstellen und Aktivitäten
koordinieren.
Zur Optimierung der Übergänge wird die Wirtschaft weiterhin
intensiv bei den Unternehmen für betriebliche Ausbildungsvorbereitung
werben und diese z.B. durch Beratungsangebote unterstützen. Die
Bundesregierung wird diese Maßnahmen im Rahmen ihrer
Bildungsprogramme strukturell flankieren. Die Länder werden ihre
Anstrengungen zur Sicherung von Ausbildungsreife und
Berufsorientierung fortsetzen.
Die Paktpartner werden sich gegenseitig frühzeitig und umfassend
über ihre Aktivitäten informieren, diese überschneidungsfrei
gestalten und noch besser aufeinander abstimmen. Sie werden
regelmäßig berichten und ggf. weitere Prozesse anstoßen.
Die Partner und Akteure vor Ort werden aufgerufen, an einem
regionalen Ãœbergangsmanagement aktiv mitzuwirken, um jedem
Jugendlichen den schnellstmöglichen Einstieg in die Ausbildung zu
ermöglichen.
Informationen zum Hörfunkservice der Bundesagentur für Arbeit
finden Sie im Internet unter www.ba-audio.de.
Pressekontakt:
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