(ots) - Mit Fingerspitzengefühl
Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) schaute auf ihrer
Synode zurück und nach vorn, aufs Jubiläumsjahr 2017. Dann wollen die
Protestanten an die Reformation vor 500 Jahren erinnern. Ausdrücklich
möchte die EKD das für sie so bedeutsame Jahrhundertereignis mit
Menschen jeder Glaubensrichtung feiern. Das ist gut so. Doch damit
dies gelingt, ist viel Fingerspitzengefühl erforderlich und nicht der
Wunsch nach Profilierung. Denn es gibt mehrere Sichtweisen auf die
Reformation. Katholiken etwa betrachten die 500. Wiederkehr der
Veröffentlichung von Martin Luthers 95 Thesen nicht als Grund zum
Feiern, sondern allenfalls zum Gedenken, denn damit begann aus ihrer
Sicht die Abspaltung der evangelischen Kirchen.
Sinnvoll ist es daher, wenn die Konfessionen beim
Reformationsjubiläum vor allem ihre vielen Übereinstimmungen betonen.
Das gilt umso mehr, weil alle Kirchen gemeinsam über den Mangel an
Pfarrern klagen und zu Strukturreformen gezwungen sind. Und weil sie
in manchen Städten und Gegenden Deutschlands einer
"religionsbereinigten Gesellschaft" gegenüberstehen, wie EKD-Präses
Nikolaus Schneider zu Recht festgestellt hat. Richtig gestaltet, kann
das Gedenken an Luthers Thesen eine Chance für die Kirchen sein. Dann
hätte auch ein einmaliger bundesweiter Feiertag am 31. Oktober 2017
seine Berechtigung, weil die Reformation für die deutsche Geschichte
ebenfalls bedeutsam war.
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