(ots) - Mehr als nur eine dumme Nazibraut
Die juristische Aufarbeitung des Rechtsterrorismus geht ein gutes
Stück weiter: Nach langer Vorbereitung hat die Bundesanwaltschaft
Anklage gegen Beate Zschäpe erhoben, die einzige Überlebende der
Zwickauer Terrorzelle. Bisher hat die 37-Jährige kaum zur Aufklärung
der Morde von Neonazis beigetragen und geschwiegen. Ob sie dieses
Verhalten auf der Anklagebank fortsetzen wird, zeigt sich erst im
Frühjahr, beim Prozess in München.
Die Anklage lässt erkennen, dass die Justiz Zschäpe nicht in der
Rolle der dummen Nazibraut sieht. Vielmehr weist die
Bundesanwaltschaft ihr zu Recht hohe Verantwortung für die Verbrechen
aus rassistischen Motiven zu. Nicht als einfaches Mitglied des
"Nationalsozialistischen Untergrunds" (NSU) wird sie vor Gericht
stehen, sondern als mutmaßliche Terroristin.
Bisher kam bei der Aufarbeitung der NSU-Morde eine Serie von
Pannen ans Licht. Nun wird entscheidend sein, dass die Familien der
Opfer von einem geordneten Strafverfahren überzeugt werden. Nur so
kann bei ihnen endlich das Gefühl von Vertrauen in den Rechtsstaat
zurückkehren. Doch es wird ein komplizierter Prozess, auch wegen der
schwierigen Beweislage. Aber er bietet zumindest die Chance,
Einblicke in die Wahnwelt der Rechtsextremisten zu bekommen, die im
Untergrund lebten und als Tötungskommando agierten. Von den
Erkenntnissen wird auch der Untersuchungsausschuss des Bundestages
profitieren.
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