(ots) - Die ZNS - Hannelore Kohl Stiftung hat den
Weltgedenktag der Unfallopfer im Straßenverkehr zum Anlass genommen,
im Rahmen einer Tagung an der Ludwig-Maximilians-Universität München
an das Leid der Familien und Freunde zu erinnern, die durch einen
Verkehrsunfall einen geliebten Menschen verloren haben. Gleichzeitig
macht sie auf die Unfallopfer aufmerksam, die mit schwersten
Verletzungen überlebt haben, deren besondere Belange aber in der
Öffentlichkeit kaum wahrgenommen werden. Sie dürfen nicht alleine
gelassen werden.
Bei Verkehrsunfällen wurden im Jahr 2011 mehr als 395.000 Menschen
verletzt, 4.009 Menschen verloren 2011 im Straßenverkehr ihr Leben -
durchschnittlich 11 Menschen pro Tag. Jeden von uns kann es treffen,
jederzeit und an jedem Ort.
Hinter diesen nüchternen Zahlen stehen menschliche Schicksale und
großes Leid: Unfallopfer, deren Lebenspläne von einer Sekunde auf die
andere bedeutungslos werden, und betroffene Familien, deren Leben
durch den Verlust eines geliebten Menschen leer erscheint.
Stefan Tiefenbacher wollte gerade sein Studium beginnen, als er
bei einem Motorradunfall ein Schädelhirntrauma erlitt, seinen linken
Arm und einen Teil seines linken Beines verlor. Er verbrachte sechs
Jahre in Krankenhäusern und Reha-Einrichtungen, erlernte das Sprechen
wieder, das Gehen und auch selbstständiges Essen. "Stefan ist nicht
mehr der Junge, wie wir ihn kannten. An die Zeit vor dem Unfall kann
er sich nicht erinnern. Wir mussten uns neu kennenlernen," sagt seine
Mutter Gerda Tiefenbacher. Sie freut sich besonders, dass der heute
37-Jährige seine Leidenschaft zur Musik wiederentdeckt hat, denn vor
allem sie hat ihm auf dem Weg zurück ins Leben geholfen. Der
Saxophonist Stefan Tiefenbacher kann heute ein größtenteils
selbstständiges Leben führen.
Marina Blättchen starb mit 19 Jahren bei einem Verkehrsunfall an
den Folgen einer Hirnverletzung. Ein Autofahrer hatte einen
Herzinfarkt erlitten und dadurch die Kontrolle über sein Fahrzeug
verloren. Auf dem Gehweg wurde die junge Frau von dem PKW erfasst.
"Als Vater von vier Kindern macht man sich eigentlich ständig
Sorgen", gibt Jürgen Blättchen zu. "Aber nichts kann dich auf das
vorbereiten, was geschieht, wenn du die Nachricht vom Tod deines
geliebten Kindes erhälst." Seit dem Unfall im Dezember 2011 hat sich
das Leben der Familie verändert - aber es geht weiter. Gemeinsam mit
seiner Frau und den drei Söhnen ist Jürgen Blättchen auf dem Weg in
ein neues Leben.
Die Frage nach der Vermeidbarkeit von Unfällen beschäftigt Dr.
Wolfram Hell, Unfallforscher an der Ludwig-Maximilians-Universität
München. "Durch die Analyse von Unfallursache und Ursache des Todes
können wir Erkenntnisse gewinnen, wo und welche präventiven Maßnahmen
ergriffen werden müssen, um schwerste bzw. tödliche Verletzungen zu
vermeiden", erklärt Dr. Hell. "Wir erfassen die gesammelten
Informationen in einer Unfalldatenbank und können so Muster erkennen,
die zu ganz konkreten Anforderungen an Fahrzeuge, Verkehrsplanung und
Verkehrsteilnehmer führen." Dazu zählen nach Meinung von Dr. Hell
unbedingt Fußgänger-Airbags an Fahrzeugen, "Trixi"-Spiegel zur
Ãœberwindung des toten Winkels an Kreuzungen und das korrekte
Anschnallen aller Autoinsassen. "Die Verkehrssicherheit hat in
Gesellschaft und Politik zwar einen hohen Stellenwert, allerdings
scheitert die Umsetzung effektiver Maßnahmen oft am Geld. Nur wenn
hier ein Umdenken stattfindet, haben Verkehrssicherheitsziele wie
Vision Zero oder das Bayerische Verkehrssicherheitsprogramm 2020 eine
Chance."
Für Johannes Singhammer, Mitglied des Bundestages und
stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, darf
keine Anstrengung zu Viel sein, um Menschenleben zu retten und
Gesundheit zu bewahren. Sicherheitsorientiertes Verhalten ist Aufgabe
und Pflicht des Einzelnen, Rücksichtnahme sollte selbstverständlich
sein. Verkehrssicherheit ist aber auch gesamtgesellschaftliche
Aufgabe. "Die Behandlung von schweren und schwersten Verletzungen als
Unfallfolgen hat Auswirkungen für das Gesundheitswesen.
Verkehrsprävention im Sinne einer Vermeidung von Personenschäden ist
in der Konsequenz auch gesundheitliche Prävention, die wir mit der
Neuausrichtung der Präventionsstrategie auch in anderen
Lebensbereichen stärken wollen."
Die ZNS - Hannelore Kohl Stiftung versteht sich seit 30 Jahren als
Sprachrohr für Unfallopfer mit Schädelhirnverletzungen und deren
Angehörige. Rund 270.000 Menschen erleiden jährlich eine
Schädelhirnverletzung. Etwa 70.200 Menschen bei einem Verkehrsunfall
- das sind 195 Betroffene pro Tag. Schon minimale Schädigungen des
Zentralen Nervensystems können weitreichende Folgen haben. Der
veränderte Alltag ist für die Betroffenen und ihre Familien mit
großen Einschränkungen und Belastungen verbunden. Und oftmals sehen
sich die Familien neben der Sorge um den schwerverletzten Angehörigen
existenziellen, wirtschaftlichen Problemen ausgesetzt. "Bei der
Bewältigung der neuen Lebenssituation, bei der Geltendmachung ihrer
Ansprüche bei gegnerischen Versicherungen und bei der Durchsetzung
ihrer Rechte brauchen sie unbürokratische Hilfe und Rat, die ihnen
die ZNS - Hannelore Kohl Stiftung gewährt", so Helga Lüngen.
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