(ots) - Das ist krank
Noch nicht ganz ein Jahr ist es her, dass billiges
Industriesilikon in Brustimplantaten Hunderttausende Frauen weltweit
in Angst versetzte.
Allein in Deutschland tragen geschätzte 5000 Frauen die
gefährlichen Kissen im Körper. Nach dem ersten Prozesstag vor dem
Landgericht in Karlsruhe scheint nun klar: Auf Schadenersatz dürfen
sie sich wohl keine Hoffnung machen.
Umso dringlicher ist es, dafür zu sorgen, dass ein solcher Skandal
in Zukunft gar nicht mehr möglich ist. Die vor einigen Wochen
vorgelegten Vorschläge der EU-Kommission zur Verbesserung der
Sicherheitsbestimmungen bei der Zulassung von Medizinprodukten
reichen dafür aber bei Weitem nicht aus. Bisher kann das
CE-Kennzeichen (für Communauté Européenne) zur Genehmigung von
Medizinprodukten an 80 "Benannten Stellen" in Europa erworben werden.
Für die Auswahl dieser Zulassungsstellen will die EU nun zwar
strengere Auflagen machen. Es bleibt aber dabei, dass es dem
Hersteller überlassen ist, eine dieser Einrichtungen für die Prüfung
auszuwählen und dort seine Produktunterlagen vorzulegen. Sie dienen
dann als Grundlage für die Zulassung und nicht etwa die Sichtung des
Materials, das dem Patienten eingepflanzt werden soll.
Während also Arzneimittel strenger staatlicher Kontrolle
unterliegen, wird sie bei Hochrisiko-Medizinprodukten wie Implantaten
und künstlichen Gelenken der Privatwirtschaft überlassen. Das ist
krank.
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