(ots) - Realitätssinn gefragt
Von vielen Nachbarn wird Deutschland als Zuchtmeister Europas
beargwöhnt - und allmählich dämmert es der Politik in Berlin, dass
manche Sozialkürzung der Vergangenheit überzogen war. Diese Dämmerung
wird auch befördert durch Wahlen. Mindestens 850 Euro sollen es also
sein, die sich der Staat ein langes Arbeitsleben seiner Bürger in
Form einer Mindestrente kosten lassen soll. Das sieht die
Arbeitsministerin so - und auch ihre Kontrahenten bei der SPD, die
aber noch Wohltaten für Geringverdiener drauflegen wollen.
Wie das in Zeiten von Euro-Krise und Fiskalpakt alles zu
finanzieren ist, bleibt offen. Vom Durchschnitts-Stundenlohn von
10,50 Euro, der nach 45 Vollzeit gearbeiteten Beitragsjahren 850 Euro
Rente verspricht, können jedenfalls viele Arbeitnehmer nur träumen.
Und Unternehmer, die am liebsten so viel zahlen würden, können es
sich schlicht nicht leisten. Das gilt gerade für Ostdeutschland.
Daher sollte die absehbar deutlich stärkere Rentenerhöhung dort 2013
die West-Rentner nicht zu sehr erzürnen.
Ohnehin ist mit Blick auf die Rentenfinanzen Realitätssinn
gefragt. Die Wirtschaftskrise in der Euro-Zone erfasst zunehmend auch
Deutschland. Das wird sich irgendwann bei den Einnahmen der
Sozialkassen negativ bemerkbar machen. Angesichts dessen ist das
Finanzpolster in der gesetzlichen Rentenversicherung beruhigend. Es
lässt Korrekturen zu, etwa bei den Reha-Kosten. Zur Verhinderung von
Altersarmut aber reicht es bei Weitem nicht.
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