PresseKat - WAZ: Raketen Richtung Jerusalem - Leitartikel von Gudrun Büscher

WAZ: Raketen Richtung Jerusalem
- Leitartikel von Gudrun Büscher

ID: 765011

(ots) - Jerusalem, die Heilige Stadt, religiöses Herz für
Juden, Christen und Muslime, im Visier der palästinensischen
Fanatiker? Man möchte an einen Irrtum glauben. Der Felsendom, jener
Ort, der den gläubigen Muslimen so wichtig ist wie den Christen die
Grabeskirche, liegt genau über der Klagemauer der Juden. Die
Altstadt, die alle Heiligtümer vereint, ist klein und verwinkelt. Wer
die Stadt trifft, trifft alle. Doch Krieg ist das Ende aller Logik,
Krieg ist Verzweiflung und Verzweiflung ist irrational. Und Krieg
setzt auf die Demonstration von Macht. Es sollte die Ãœberlegenheit
Israels demonstrieren, als die Armee das Video des "chirurgischen
Militärschlags" ins Internet stellte. Es zeigt, wie eine israelische
Rakete den Militärchef der Hamas tötet, der mit seinem Auto durch
Gaza-Stadt fuhr. "Wir kriegen euch alle", lautete die Botschaft an
die Hamas. Die Raketen Richtung Tel Aviv sind von eben dieser
Bedeutung. Es ist die Lebensfreude und Unbeschwertheit dieser
Metropole, die getroffen werden soll. Und Jerusalem ist nicht nur
heilig, sondern zudem Sitz der israelischen Regierung. Auch wenn die
Raketen ihre Ziele bei weitem verfehlten, die Hamas macht mit den
Angriffen klar, dass sie nicht beigeben wird und erfährt dafür
Zuspruch in der arabischen Welt, die sich durch den arabischen
Frühling völlig neu sortiert hat. Diktatoren wie Mubarak in Ägypten,
die die israelfeindliche Stimmung im Volk notfalls auch schon mal
niederknüppeln ließen, sind Geschichte. Der neue ägyptische Präsident
Mursi muss Rücksicht nehmen. Die Region war schon vor dem
Gaza-Konflikt extrem instabil. Und so könnte sich Netanjahus Versuch,
die Hamas mit militärischer Gewalt zu bezwingen und sie vielleicht
sogar von der Macht im Gaza- streifen zu vertreiben, als Fehl- schlag
erweisen. Die Beteuerungen der Freunde aus Europa und den Vereinigten




Staaten, Israel habe das Recht, sich selbst zu verteidigen, klingen
pflichtschuldig. Die Sorgen vor einer Eskalation des Kriegs hingegen
sind echt.



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Datum: 16.11.2012 - 18:57 Uhr
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