(ots) - Was taugt ein Bündnis, wenn es im Ernstfall eines
seiner Mitglieder im Stich lässt? Gar nichts. Und deshalb kann es
keine ernsthafte Diskussion darüber geben, ob der Türkei, sofern sie
heute beim Natohauptquartier in Brüssel darum nachsucht, mit
Luftabwehrsystemen des Typs "Patriot" zur Seite gestanden wird. Da in
Europa nur die Niederländer und die Deutschen über dieses
hochleistungsfähige Luftverteidigungssystem verfügen, wird der
Nato-Oberbefehlshaber - und nur er allein - darüber entscheiden, wen
er an die Grenze zu Syrien entsenden wird. Er allein deshalb, weil es
um Hilfe bei der Landesverteidigung ginge und da darf er ohne
Nachfrage bei der Politik handeln. Sollte es die Bundeswehr sein, die
in Marsch gesetzt wird, so werden die Soldaten einen präzisen Auftrag
erhalten, so präzise, dass der Einsatz ganz sicher nicht als
Einmischung in den Bürgerkrieg in Syrien verstanden werden kann. Doch
die Mission wäre neben der militärischen auch eine ganz wichtige
politische: Schützen nämlich Nato-Patriots türkisches Gebiet
zuverlässig, dann entziehen sie damit den Türken jede Legitimation,
Truppen über die Grenze zu schicken, was nationalistische Hardliner
in Ankara schon längst fordern. Das wäre dann wirklich eine
Einmischung der Nato in den syrischen Bürgerkrieg, denn türkische
Soldaten sind Nato-Soldaten. Wer also hierzulande mit großem Getöse
schon im Vorfeld eines möglichen Bundeswehreinsatzes Zeter und Mordio
schreit, sollte sich erst einmal hinsetzen und nachdenken. Nicht nur
darüber, welchen Sinn und Zweck solch ein Einsatz haben soll, sondern
auch darüber, dass Verteidigungsbündnisse keine
Schönwetterveranstaltungen sind, bei denen man es sich aussuchen
kann, ob man hingeht oder nicht.
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